Nordlandkreuzfahrt
mit der MS Albatros im August 2007
Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte
Mit Käptn Morten in das Land der Mitternachtssonne Schottland-Island-Spitzbergen-Norwegen 2.8. bis 19.8.2007 Ein Reisebericht von Gerd Ramm Das Schiff: Mit der MS Albatros von www.phoenixreisen.de sind wir 2004 auf der Jungfernfahrt Istanbul- Bremerhaven gefahren, als Phoenix dieses Schiff in einem teilweise desolaten Zustand übernahm. Eine Ostseetour 2005 vor dem Umbau schloss sich an, als das Schiff schon wesentlich verbessert wurde. Mit neuem Motor versehen und an vielen Stellen renoviert fuhren wir nun die klassische Nordlandtour ins Land der Mitternachtssonne. Das Schiff ist in einem sehr guten Pflegezustand. Ein Heer von Handwerkern war ständig damit beschäftigt, große und kleine Verbesserungen vorzunehmen. So wurden z B die Handläufe der Reling abgenommen, die Führungsschiene abgebrannt und ersetzt. Die schönen Holzdecks machen einen gepflegten Eindruck. Die Wände der Innenräume sind in einem gelblichen Warmton tapeziert und hier hat man sicher einige Kilometer Tapete investiert. Es sind die Kleinigkeiten, die dem oberflächlichen Betrachter nicht sofort ins Auge fallen, aber den Gesamteindruck eines gemütlichen, legeren Mittelklasseschiffes hinterlassen. In den Pazifiksalon, der auf allen drei Reisen nur mäßig genutzt wurde, werden 9 Suiten eingebaut werden. Interessant ist, dass Douglas Ward noch nicht an Bord war, die Beurteilung 3 Sterne plus also für die Crown gilt, allerdings ist die Beurteilung meiner Meinung nach durchaus angemessen. Wenn auch die Dame in die Jahre gekommen ist (Baujahr 1973) und bei etwa 4 Seestärken ächzt und stöhnt so ist man doch auf einem Schiff und hat kein Resort, wie die Amerikaner ihre Megacruiser mittlerweile nennen. Jeder der eine richtige Seereise auf einem legeren Schiff machen möchte und das Salz der See auf den Lippen spüren möchte , ist hier richtig. Die MS Albatros ist sehr gut seegängig und nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Auch bei Windstärke 8 bis 9 (Käptn Morten sagte, erzählen sie 10, das macht mehr Eindruck) lag das Schiff relativ ruhig. Auch bei einer Vollbelegung von 850 Passagieren hatte man nie den Eindruck der Enge, was auch dem Phoenixteam zuzurechnen ist, die die Passagiere mit vielen Aktivitäten, die gleichzeitig liefen, auseinanderdividierte. Wir wurden diesmal in eine Aussenkabine upgegradet, sie hatte einen 4 türigen Schrank und einen schmalen Schrank für die Koffer und war sehr geräumig. Die Crew: Eine wunderschöne gute Morgen meine liebe Gäste ,Kinder und Jügend, hier sprickst der Käpitän von der Brigge in einem liebenswerten Kauderwelsch aus norwegisch-österreichisch und deutsch begrüßte Käptn Morten Hansen jeden Morgen um 10 Uhr seine Passagiere und stahl so dem Cruisedirektor Thomas Gleiss die Show. Er war sicher nicht böse drum, denn er sagte mir: wenn es diesen Kapitän nicht schon gäbe, müsste man ihn erfinden Ich hatte den Eindruck, dieser Norweger hat Spaß daran, uns alle Ecken und Winkel seines Heimatlandes zu zeigen. Und Ecken und Winkel sind wörtlich zu nehmen, denn wir fuhren Passagen, in die selbst ein Hurtigrutenschiff nicht hineinfährt. Gegen den Trollfjord verblasste selbst der Geiranger und die Innenpassage durch die Lofoten ersparte uns nicht nur höheren Seegang sondern eine spektakuläre Landschaft. Doch davon später mehr. War auf der Jungfernreise bei der Mannschaft noch ein Konkurrenzkampf Russen gegen Philippinos zu spüren, so sind die Rollen jetzt klar verteilt: Servicemannschaft: Philippinen, Bootsmannschaft: Ukraine. Allerdings arbeiten 21 Nationen auf diesem Schiff, die vorherige Einteilung ist daher nur grob, der eine Security kam z B aus Tibet. Die Phoenixcrew war wie immer sehr engagiert, freundlich und kompetent. Man hat einen neuen Posten Kreuzfahrtberatung geschaffen, was ich sehr gut finde, denn es waren auch Frischlinge an Bord, die hier Informationen erhalten konnten. Ich flachste mit der Mitarbeiterin: worin soll ich sie beraten und sie war dankbar, auch etwas von den Mitbewerbern zu hören. Alex hat sich mittlerweile zu einem wandelnden Lexikon entwickelt, er hatte Informationen auch für die noch so kleine Insel, die wir passierten. Überhaupt ist dies der große Vorteil auf einem deutschsprachigen Schiff, daß man alle Durchsagen und Erklärungen in einer Sprache hat und die persönliche Betreuung im Vordergrund steht. Man hat eine Auslaufmelodie, die ich auf den beiden Schiffen, mit denen wir in diesem Jahr fuhren (Costa Classica und Jewel of the seas) vermisst habe. Der Cruisedirektor Thomas Gleiss war immer präsent und beantwortete geduldig meine vielen Fragen. Er begrüßte und verabschiedete seine Gäste an der Gangway mit einem Lächeln und mit Handschlag, was ich bei der Classica und Jewel nicht hatte. Jeden Morgen konnte man sich mit dem fröhlichen Bordwecker wecken lassen, eine schöne Einrichtung. Einen hochinteressanten Vortrag über den Umbau 2005 bei Blohm und Voss in Hamburg hat Ali gegeben, ich schlug ihm vor, den Kommentar und die Bilder auf einer DVD zu veröffentlichen, sie würde sicher reißenden Absatz finden. Ich kaufte mir die CD mit Bildern vom Umbau. Die Passagiere: Da Ferien waren, waren viele Kinder und Jugendliche an Bord z T mit ihren Großeltern. Das mag daran liegen, dass Kinder bis 17 in der Kabine der Eltern/Großeltern frei waren. Man merkte sie kaum, weil die Phoenixcrew sie pausenlos beschäftigte und zwar so schön, dass der Frischling der Phoenixcrew, Chris, zum Schluss ein T-Shirt mit allen Unterschriften und dem Vermerk bekam: dem besten Animatuer der Welt, was ihn mit Stolz erfüllte. Den Kappenrentnern und Miesmachern gingen wir größtenteils aus dem Wege. Es soll ja Leute geben, die treten beim Verlassen der Kabine auf ihre Mundwinkel. Einige Begebenheiten trotzdem: In Bremerhaven krachte eine Kranladung Koffer gegen den Mast und verbog ihn. Unterwegs wollten Handwerker ihn richten und ein Philippino sollte die Flagge einholen. Die dort sitzenden, wie soll ich sie nennen?, machten keinen Platz und es musste ein Phoenixmitarbeiter sie dort wegscheuchen. Kopfschütteln- Wir lagen vor Ny Alesund auf Spitzbergen und wollten tendern. Da sagte ein Zeitgenosse neben mir: ob ich da rüber fahre oder die Linde rauscht Warum fährt der Mann so viele Seemeilen? Kopfschütteln- Eine junge Frau vergaß ihren Fotoapparat in der Hektik des Landganges im Musiksalon. Eine sofort eingeleitete Suchaktion war ohne Ergebnis. Einige Durchsagen und ein Aushang mit einem Finderlohn von 200 Euro führten auch zu keinem Ergebnis. Ich habe immer geglaubt, ein Schiff ist ein Ort ohne Kriminalität, ich bin in diesem Jahr eines anderen belehrt worden, Ich denke da auch an den Vandalen, der bei der Costa Classica die Fahrstuhlschilder innen verkratzte. Positiv war die Verlosung der Seekarte, die 820 Euro erbrachte. Dieses Geld fließt in einen Crewfond, aus dem alles Mögliche für die Crew getan wird und man gab uns einige Beispiele. Hier weiß man, wo das Geld bleibt, was ich bei dem Zwangstrinkgeld auf der Classica bezweifle. Verwalter des Geldes ist ein Mannschaftsmitglied. Die Reise: Mein Reisebüro hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, ließ man doch die Unterlagen 5 Arbeitstage liegen und rückte sie erst nach meiner Anfrage heraus. Das Einchecken in Bremerhaven problemlos. Wir waren fast die Ersten an Bord und bemühten uns um einen 8er Tisch am Fenster, was nach einigen unwirschen Bemerkungen auch gelang. Der erste Kontakt mit dem Maitre hätte ruhig etwas freundlicher ausfallen können. Ein Problem ist, wenn man als Nichtraucher eine Raucherkabine erwischt, aber der Steward holte bei Bekannten dann eine große Flasche Raumspray und das Thema war durch. Hier sollte man den Profi-Schamponierer zum Einsatz bringen, was natürlich an so einem Tag wegen der Hektik nicht ganz problemlos ist, das will ich zugeben. Der zweite Tag ein Seetag mit der obligaten Rettungsübung. In Invergordon ersparten wir und den Landgang, da wir Nessi in Loch Ness schon besucht hatten und wir genossen ein schön leeres Schiff. Abends war eine Folkloregruppe an Bord und eine Dudelsackgruppe verabschiedete uns an der Pier. Der Wind war aber so heftig auflandig, dass der Käptn Schlepperhilfe anfordern musste. In der Nacht hatten wir einigen Seegang, was aber für die Gegend normal ist. Wir ankerten vor Thorshavn auf den Faröern und gingen privat an Land. Der nächste Tag war ein Seetag mit der Passage der Westmännerinseln. Alex informierte uns umfassend über diese Ecke der Welt. In Reykjavik, unserem nächsten Hafen, machten wir den Ausflug Godafosswasserfall und Geysire. Dieser Ausflug ist unbedingt empfehlenswert, zeigt er doch, dass Island ein vulkanisches Land ist und seine Entstehung noch nicht abgeschlossen ist. In Akureyri machte ich den Ausflug Mytavnsee , und Goldfosswasserfall. Die Schlammpfuhle bei Namaskard und die Pseudokrater bei Skutusstadir sowie die Lavaformationen bei Dimmobogir machten diesen Ausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis. Da wir am nächsten Tag Hochdrück hatte, wie Käptn Morten sagte, erreichten wir über spiegelglatte See Jan Mayen. Leider hatten wir nicht das Jahrhundertereignis, der Gipfel war in Wolken. Nach einem weiteren Seetag mit Frühschoppen, erreichten wir Svalbard mit Ny Alesund , Passagen durch beeindruckende Fjorde und Eisbärenalarm in der Magdalenenbucht. Wir durften nur zu jeweils 200 Passagieren an Land und nicht zum Gletscher, aber ein heißer Glühwein tröstete uns und die Landschaft war gigantisch. Wir nahmen die Ranger, die für unsere Sicherheit mit Gewehr sorgten mit bis Longyearbyen , fuhren an Barentsburg mit lautem Tuten vorbei und labten uns im Restaurant beim Wiener Cafe mit Sachertorte und Schlagobers. Am nächsten Morgen hatte ich eine Einladung auf die Brücke, um die ich gebeten hatte. Käptn Morten ließ es sich nicht nehmen, dies persönlich zu machen. Ein durchaus versiertes Publikum veranlasste ihn zu der Bemerkung: ich habe wohl nur Experten um mich. Ich habe auf meinen Reisen so manche Brücke gesehen, aber dieser Vortrag stellt alles in den Schatten mit seiner Ausführlichkeit und das trotz 11.September. Am 14.8. erreichten wir Tromsö,wo Mama wohnt (O-Ton Morten) Wir hatten starken Nebel und so mussten wir erst mal ankern, weil das Anlegen unmöglich war. Leider fiel der Nachmittag ins Wasser, da hilft nur wiederkommen. Als eines der wenigen Schiffe, die unter die drei Brücken passen, schipperte uns Käptn Morten durch die Innenpassage der Lofoten. Dies ist möglich, weil die Albatros den Mast umlegen kann. Es ist ein gigantisches Erlebnis, diese schroffen Berge aus der Nähe zu sehen. Auch ersparte es uns den Seegang in der Nacht. Die Amadea musste aussen fahren und wurde etwas durchgeschüttelt. Als besonderes Bonbon kam dann die Passage durch den Trollfjord, der den Geiranger noch in den Schatten stellt. Die Berge zum greifen nahe, dazu die passende Musik aus dem Bordlautsprecher, der Himmel strahlte, wir waren happy. Am Ende des Fjords applaudierten wir spontan. Als ich den Käptn traf, bedankte ich mich noch mal persönlich für dieses unvergessliche Erlebnis. Nach einem Seetag erreichten wir Geiranger und trafen Amadea, Costa Atlantika und MSC Opera. In Planung hat man ein Cruiseterminal in Hellesylt, dadurch würde die interessante Passage wegfallen, was meiner Meinung nach zur Abwanderung der Kreuzfahrtschiffe führen wird. Ob dann auch die Armada von Bussen weniger Dreck macht als die Schiffe, wage ich zu bezweifeln. Wir gingen privat an Land und ich kaufte mir Stockfisch. Ich hatte schon lange vor, ihn mal zu probieren. Man sagt, in Bergen kommen die Kinder mit Gummistiefeln zur Welt. Wir erwischten einen solchen Tag. Wir nutzten die Gelegenheit, auf die Amadea zu gehen und haben dort die Torten probiert. Ein Bummel über den Fischmarkt und durch Bryggen rundete den Tag ab. Eine wunderschöne Reise endete in Bremerhaven. Hier lagen alle 4 Phoenixschiffe (Amadea, Albatros,Maxim Gorkiy und Alexander von Humboldt) einträchtig nebeneinander. Eine so schnelle Ausschiffung habe ich noch nicht erlebt: 07.50 an der Pier, 08.30 von Bord und die Koffer waren schon auf dem Band. Fazit:Wer eine traditionelle Kreuzfahrt auf einem legeren Schiff mit deutsch sprechenden Gästen erleben will, ist hier richtig. Schön fand ich die Neuerung bei den Ausflügen, dass sich die Teilnehmer im Musiksalon versammeln, ein Tenderboot oder einen Bus zugewiesen bekommen um so diszipliniert von Bord zu gehen. Es wurden sogar Gehbehinderte separat ausgeschifft , was diese Diskussionen um die ersten Reihen im Bus beenden soll. Über Essen kann man wahrlich streiten. Im Großen und Ganzen war es einem 3 Sterneschiff angemessen. Als ich den Koch ansprach, dass eine ganze Forelle und ein halbes Hähnchen für ein Hauptgericht doch mengenmäßig sehr viel sei, ließ er keine weitere Kritik zu. Es ist so, basta. Ich finde die Speisekarte doch sehr eingedeutscht, was aber von Chefkoch zu Chefkoch unterschiedlich ist. Hoffentlich behält Phoenix weiterhin die niedrigen Getränkepreise bei, führt kein Zuzahlrestaurant ein oder führt Zwangstrinkgeld ein. Diese Unarten sollen andere machen. Wir sind noch ganz von der Reise, der Landschaft und der persönlichen, familiären Stimmung begeistert und kommen ganz schnell wieder. |
© Gerd Ramm