Ein Reisebericht von Gerd Ramm
4.2.2002: Las Palmas
Wir starteten pünktlich mit Hapag Lloyd nach Las Palmas/Gran Canaria. Wie immer hervorragender Service an Bord. Dem Taxifahrer zeigte ich ein Bild der Arkona und schon fuhr er zum Puerto de la Luz. Hier lag sie nun, das ehemalige Traumschiff, dass ich schon in Hamburg besichtigt hatte. Die 4 Sterne hat sie sich verdient. Sie ist in einem hervorragenden Pflegezustand und die Küche ist auch 4 Sterne. Zu hoch sind die Getränkepreise. 0,3 Bier für 3,10 € hat eher 5 Sterne Niveau.
5.2.2002 Madeira:
Der Anfang der Reise ist etwas schaukelig. Schon bei Seestärke 3 kommt der Dampfer mächtig ins Schwanken. Sind wir verwöhnt von Maxim oder Albatros mit 9 m Tiefgang? Madeira blüht und grünt. Die Korbschlittenfahrt ist ein Muss. Dass in Funchal zu Sylvester die weißen Schwäne sich die Klinke in die Hand geben, wundert mich nicht, schon jetzt ist abends das Lichtermeer beeindruckend.
6.2.2002 Auf See
Es ist herrlich warm und die Liegestuhlmaffia hat uns noch Plätze gelassen, also aalen wir uns in der Sonne und der Pool hat 24 Grad, was will man mehr, oder meer? Abends natürlich festlich: Willkommensdinner mit Espada aus Madeira ,Hirschkalbrückensteak und Grand Marnier Souffle. Der Käptn Böttcher ist ein Käptn zum Anfassen, ständig present, ständig „unter dem Volk“. Die Brückenbesichtigung ist bei ihm umsonst, nicht wie auf der Flamenco.
7.2.2002: Casablanca
Bei der Hafeneinfahrt holt das Schiff nach backbord und steuerbord dermaßen über, dass Teile des Frühstückbüfetts klirrend zu Bruch gehen. Trockener Kommentar eines Stewards: Ist sowieso unsere letzte Fahrt.
Wir unternehmen einen Ausflug nach Marrakech. Ich war vor 40 Jahren dort, es hat sich nicht viel verändert. Die 3,5 stündige Fahrt durch die Wüste hatte ich staubiger in Erinnerung, oder ist das zarte Grün nur wegen des Winters dort? Orient pur in Marrakech. Nervig die Händler, interessant die Souks, hier ist die Zeit seit dem Mittelalter stehengeblieben. Der Euro hat auch hier Einzug gehalten, jeder, den ich filmte, wollte Euros. Die, die nicht gefilmt werden wollten, schimpften lautstark, aber das hält mi ch so schnell nicht ab. Bei der 16. Kreuzfahrt hat man viele Filmverbote hinter sich und hat schon Tricks auf Lager, wie man ungesehen filmt. Der Bus schafft abends gerade noch die Abfahrt der Arkona, Gangway rauf und ab.
8.2.2002: Tanger
Hier hatte ich vor 40 Jahren die erste Begegnung mit verschleierten Frauen, heute laufen sie immer noch so rum.
Wir chartern uns einen persönlichen Führer und o Wunder, die Händler lassen uns in Ruhe. Er führt uns durch die Altstadt mit tollen Ausblicken auf die Stadt, durch verschlungene Gassen geht es. Bäcker backen Brot wie zu Urgrossmutterszeiten, eine Apotheke mit exotischen Heilmitteln wie in China, eine Berbergruppe macht (natürlich gegen Euros) Musik für uns. Ein unvergessliches Erlebnis, aber über Kinderarbeit und Armut darf man nicht nachdenken..
9.2.2002: Malaga
Das Wetter ist schön, wir gehen shoppen. Die sehenswerte Alhambra in Granada kennen wir von anderen Fahrten, also sehen wir uns Malaga zu Fuß an. Eine Fußgängerzone verlockt, die Euros auszugeben und spanische Euros mit Juan Carlos drauf als Wechselgeld zu erhalten. Eine schöne südspanische Stadt mit Palmen und Sonne, was gibt es Schöneres.
10.2.2002: Auf See
Wir genießen die Sonne, schwimmen im Pool. Abends der Stargast der Reise: Michael Holm. Mit Mendocino ,Tränen lügen nicht und El Lute hat er das Publikum auf seiner Seite. Sehr gut auch, quasi im Vorprogramm „El Abrazzo“ Paco Liana mit spanischer Gitarre. Er liefert mir die Hintergrundmusik für meinen Urlaubsfilm, denn hier darf man das Konzert filmen.
11.2.2002: Barcelona
Im Frühling am frühen Morgen über die Ramblas zu spazieren ist ein unvergessliches Erlebnis. Obwohl es mit 18 Grad etwas kühler ist, denken wir mehr an Sommer, die Spanier gehen in dicken Daunenjacken. Die feilgebotenen Blumen duften, die Vögel in ihren Käfigen trällern und überall Zeitungskioske. Lesen die Spanier so viel?
12.2.2002: Auf See
Die See ist ungewöhnlich ruhig im Golf von Genua. Wir und auch unsere Freunde haben es hier schon anders erlebt.
Es heißt Abschied nehmen. Nicht nur wir, weil die Fahrt zu Ende geht, nein das gesamte Personal wechselt und das ist für viele bitter. Sonja, Mittfünfzigerin, Filmerin und seit der Jungfernfahrt als DDR-Traumschiff an Bord wird z B arbeitslos. Die jungen Stewards und Stewardessen haben z T schon neue Jobs oder wollen erst mal Urlaub machen. Da fließen Tränen beim Abschiedscocktail, selbst der Kapitän verliert bei der Abschiedsrede die Fassung. Aber Gefühle zeigen schändet nicht und tosender Applaus zeigt ihm, dass alle Anwesenden mitfühlen. Es heißt eben Arkona Ade. Sie wird in Astoria umgetauft und bekommt neue Besitzer und ein neues Reisebüro. Bei der obligaten Eistorte am Schluss des Dinners erklingt dann auch :Time to say goodbye.
13.2.2002: Genua
Pünktlich legt die Arkona an. So perfekt die Reise verlaufen ist, bei der Bahn haperts dann. Wir haben reserviert aber der Wagen ist schadhaft und wir auf der nächsten Station abgekoppelt. Man merkt es erst bei Abfahrt, obwohl der Zug eine Stunde am Bahnsteig steht. So ist das halt bei der Bahn. Milano dreckig, wie ich es noch nicht erlebt habe. Das Reinigungspersonal streikt offensichtlich. Der Schlafwagen im DB-Nachtzug ist toll. Ein Doppelbettabteil mit Dusche und WC, das hatten wir noch nicht. Es ist zu empfehlen. Frühstück inklusive, man kann nicht meckern. Wir kommen ausgeruht und mit vielen neuen Erlebnissen zu Hause an.
Allzeit gute Fahrt, Astoria
Gerd.Ramm@GMX.de