Kreuzfahrt mit der MS A´Rosa Blu im Mai 2003


Gesamter Inhalt: Deutschsprachige Reiseberichte


Mit der Arosa Blu nach Kopenhagen - 15.5. bis 19.5.2003

Um die "neue Art zu reisen" und "Lust auf Schiff" zu verspüren, wie uns die Werbung es sagt, hatten wir am 9.11.02 eine Reise mit 4 Personen mit der Arosa Blu nach Oslo gebucht. Am 8.1.03 kam mit dürren Worten von Seetours die Mitteilung, dass in dieser Zeit Reparatur- und Überholungsbedarf besteht und der Reisevertrag gekündigt wird. Wir buchten dann um, für die weiteren Personen bestand keine Möglichkeit der Verschiebung des Urlaubs. Am 22.1., also 14 Tage nach bestätigter Umbuchung, reklamierte ich die Rückzahlung der Anzahlung für 2 Personen, am 31.1. (23 Tage nach Umbuchung) ebenfalls . Ich fand ,es war keine kundenfreundliche Behandlung, ich bekam dann verspätet die Rücküberweisung. Die Rechnung für die Reise ist eine Handelsrechnung, in der kein Platz für Floskeln: Wir freuen uns, dass sie die Arosa Blu gebucht haben...oder Ähnliches war. Soviel zur Vorgeschichte.

Vorausschicken möchte ich noch, dass wir Anhänger der traditionellen Kreuzfahrt sind und gern auf "Mid-Size-Ships", also um die 25 000 Tonnen und 500 bis 800 Passagiere fahren. Wir sind bisher auf 9 verschiedenen Schiffen gefahren und haben ein halbes Dutzend andere Schiffe besichtigt. Unter diesem Gesichtspunkten sind meine Äußerungen zu sehen.

Wir fuhren also rechtzeitig zum "Hamburg Cruise Center" am Grasbrook, denn die Einschiffung sollte um 15 Uhr lt Reiseunterlagen sein. Dort angekommen, sollte die Einschiffung dann um 16 Uhr sein. Die "Baracke mit DIXIKlo", wie ich sie nenne, bietet nach meinen Einschätzungen Sitzplätze für 250 bis 300 Personen. Da nun 1100 Passagiere auf das Schiff wollten und der überwiegende Teil rechtzeitig kam, wurde es ein übles Gedränge. Sehr gut fand ich, dass alle Passagiere digital fotografiert wurden und beim Durchziehen der Landgangskarte das Konterfei auf dem Bildschirm beim Aus- und Einchecken erschien. Nicht gut fand ich, dass nach Rücksprache bei Seetours jeder Passagier einen Reisepass haben musste und beim Einchecken die normalen Personalausweise ohne Kommentar anerkannt wurden, hatten wir uns doch für 13 Euro Ersatz besorgt, weil die Gültigkeit keine 6 Monate mehr betrug.

Pünktlich um 19 Uhr legten wir mit der Sailawayhymne ab und hatten eine Ausfahrt, wie sie besser nicht sein konnte. Mit der Sonne im Rücken war die Stadtkulisse ein Traum. Im Belladonnarestaurant mit Tartar vom Matjesfilet, balearischer Gemüsesuppe, Pangasiusfilet, Fincasteak und Vanillecreme mit Sauerkirschen ließen wir Blankenese und das übrige sonnenbeschienene Elbufer ans uns vorbeiziehen.

Die Arosa Blu ist mit 70 000 BRZ ein "Large-Ship" und mit 1 100 Gästen, bei 1950 Paxen gut gebucht. Man muss den Massentourismus lieben, denn bei freier Tischwahl kann es hier und dort in den Restaurants, Bars, Kino und Musiksalon eng werden. Die Blu hat 7 Restaurants von unterschiedlicher Größe und wir hatten uns vorgenommen, fast alle zu testen. Von der Lage der Kabine her sind wir aber überwiegend im Buena Vista Restaurant (Büfettrestaurant) gewesen. Abends speisten wir im Bella Donna Restaurant, einem A la Carte- Restaurant, da wir lieber so speisen, als uns an Büfetts zu bedienen. Dies wurde leider mittags nicht angeboten. Im Rossinirestaurant, einem Restaurant mit Zuzahlung von 18 Euro waren wir nicht, weil wir auf dem Standpunkt stehen, dass im Passagepreis alles, außer Bargetränken, inkludiert sein sollte. Die Speisekarte im Bella Donna Restaurant war im Übrigen so verlockend und ohne Zuzahlung, dass wir von einem Besuch des Rossini Abstand nahmen. In der Sushibar probierten wir ein paar Häppchen gegen Zuzahlung. Das Asiabistro (inclusive) hatte viel Auswahl. Das Dolce Vita (Zuzahlung) war nach unseren Beobachtungen spärlich besucht, Eis gab es zu den Hauptmahlzeiten auch im Restaurant. In den nordischen Gewässern ist der Californiagrill (inclusive) nur etwas für Zugunempfindliche. Durch die breiten Lüftungsklappen regnete es durch und die Temperatur war meistens etwas arktisch, dafür war der Grill aber 24 Stunden geöffnet. Am Besten besucht war das Marktrestaurant. Lag es am freien Tischwein und Freibier, dass Markthalle und Buena Vista besser besucht waren als z B das Bella Donna? Seetours sollte zu den Mahlzeiten dies auch im Bella Donna einführen, denn an manchen Tagen langweilte sich das Personal dort offensichtlich. Sehr gut fand ich die hohen Decken auf dem  7. Deck auf dem Markt- und Bella Donna Restaurant , die Arosa Bar, die Blu Bar sowie das Theater zu finden sind.

Der Altersdurchschnitt bei Kurztouren ist auf fast allen Schiffen niedrig, weil z B viele Vereine und Gruppen diese Reisen buchen. Bei dieser Reise lag er nach unseren Schätzungen so um die 40 Jahre.

Bei "der neuen Art zu reisen" ist vieles anders als bei der traditionellen Kreuzfahrt. Es gibt keinen Kreuzfahrtdirektor, der an der Gangway ein herzliches Willkommen wünscht. Es gibt kein Personal, das uns zur Kabine begleitet, obwohl aber überall Personal postiert war, das hilfreich Fragen beantwortet. Es gibt kein Käptnsdinner mit shake hands und die obligate Eisbombe zum Schluss fehlt auch. Dafür ist die Kleidung der Passagiere noch legerer als auf den Traditionellen, obwohl sich dort im Laufe der Jahre eine Lässigkeit eingebürgert hat, die oft zuviel des Guten ist. Ich spreche da von den 3 bis 4 Sterneschiffen, die nicht oder selten im Fernsehen zu sehen sind. Immer wieder trafen wir Leute, die auf den Aidas gefahren sind und es ihnen dort zu laut und zu hektisch war . Ob nun die Blu die richtige Alternative war, habe ich nicht herausbekommen.

Das Schiff ist in warmen Terrakotta- und Gelbtönen gehalten mit mutigen , manche sagen quietschigen, Farben. Man merkt die Handschrift eines Italieners, der eine lockere, fast beschwingte Atmosphäre geschaffen hat. Trotz der Größe des Schiffes findet man sich erstaunlich schnell zurecht. Die Beschilderung ist ausreichend. In den Lifts ist die Anordnung der Knöpfe für die Decks sehr verwirrend, an Durchsagen hätten wir uns gewünscht, zu erfahren, wo der Ausgang sich befindet, oder wie das Wetter zur Zeit ist.

Unser einziger Hafen auf dieser Reise war Kopenhagen. Am Schiff hielt ein Doppeldeckerbus mit dem man für 15 Euro den ganzen Tag fahren und an vielen Stationen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ein und aussteigen kann. Es gibt drei Linien :Blue: Mermaid-Amalienborg-Nyhavn, Red: Nyhavn-Amalienborg-Mermaid und Yellow: Royal Kopenhagen-Carlsberg-Nyhavn, die man beliebig zu diesem Einheitspreis kombinieren kann, ein sehr zu empfehlendes Ausflugsmittel. Die Busse fahren ca. alle 20 Minuten, sodass man jede Sehenswürdigkeit in Ruhe ansehen kann. Im Bus sind Kopfhörer mit Erklärungen auf deutsch und anderen Sprachen.

Mit uns im Hafen lag die Mistral von Festival. Sie übernimmt in diesem Jahr die Ostsee- und Nordlandtouren der Flamenco.

Bei ruhiger See und leider schlechter werdendem Wetter ging es zurück nach Hamburg.

Das Angebot an Bordveranstaltungen war ausreichend. Es gibt ja ausserdem einen sehr großen Spa- und Fittnesbereich, es kommt auch bei schlechtem Wetter keine Langeweile auf. Das über drei Decks gehende Atrium eignet sich gut für Veranstaltungen, die wegen des Wetters nach innen verlegt werden müssen.

Wir haben die "neue Art zu reisen" probiert. Für Kurztouren von einer Woche, die ja auch angeboten werden, eignet sich das Schiff sehr gut, wenn man große Schiffe und damit viele Passagiere mag. Liebhaber traditioneller Kreuzfahrten werden hier einige Rituale vermissen. Anhänger von Büfetts kommen hier voll auf ihre Kosten, sind doch die Speisen von ziemlich hoher Qualität. Erstaunlich für mich ist, dass an dem erst 10 Jahre alten Schiff soviel ausgebessert werden muss. Auch auf dieser Fahrt wurden Teile des Holzdecks bearbeitet und anschließend muss in der Werft Blohm und Voß noch einiges gemacht werden. So ist z B das Klosystem verbesserungswürdig. Unsere Toilette machte oft einen Höllenlärm, dass wir mit Rücksicht auf die Nachbarn überlegten, ob wir sie überhaupt benutzen sollten. Dabei sind die Kabinen nicht hellhörig. Uns gefiel die Fröhlichkeit des philippinischen Personals, von dem sich das deutsche noch etwas abgucken könnte. Auch war bei den Passagieren sehr viel Fröhlichkeit zu beobachten, was bei höherem Alterdurchschnitt rapide abnimmt.

Der Staff von Sartori & Berger, der uns im kostenlosen (!) Shuttlebus zum Hamburger Hauptbahnhof verabschiedete, fand die Worte, die wir auf dem Schiff vermisst hatten. Er wünschte uns eine gute Heimreise und hoffte dass uns die Kreuzfahrt gefallen hat.



E-Mail: Gerd Ramm



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