Kreuzfahrt mit der
MS Flamenco im Oktober 2000
Gesamter Inhalt: Deutschsprachige Reiseberichte
Von: Edith Graeser
Flamenco-Kreuzfahrt 2000 (12. - 23.10.) Genua - Almeria - Malaga - Madeira - Teneriffa - Lanzarote - Safi - Tanger - Alicante - Marseille - Genua Im Sommer mußte Jussi ein Einschreiben mit Rückantwort unterschreiben. Der herausfallende Text: "Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen..." Sein erster Gedanke war: "Was für ein Schwindel ist dies wieder?" Beim Weiterlesen stellte sich heraus, daß unser Beurteilungs-Fragebogen, den wir nach der Norwegen-Kreuzfahrt abgegeben hatten, aus der Lostrommel gezogen worden war. Wir durften zwischen einer Reise ins östliche Mittelmeer mit der Festival Azur und einer gleichwertigen mit der Festival Flamenco wählen, ebenso den Termin bis Mai 2001. Da die gewonnene Kabine im untersten Deck innen angesiedelt war, zahlten wir einen gewissen Betrag drauf, um eine Außenkabine zwei Decks weiter oben zu bekommen. Unsere Kabine sollte ungefähr an der selben Stelle liegen wie im Sommer 1999, nur auf der anderen Seite des Schiffes. Das Taxi holte uns am Mittwoch, den 11.Oktober 2000 um 16 Uhr ab, der Zug nach München fuhr um 16.55 Uhr, Ankunft in München: 19.13. Im Zug waren unsere Plätze neben dem Raucherabteil, zu dem es wohl eine Wand gab, diese hatte aber keine Tür, so daß es fast noch mehr stank als bei den Rauchern. Am Fenster neben der Klimaanlage zog es wie Hechtsuppe. Vor der Bus-Abfahrt in München kam man mit einigen dort Wartenden ins Gespräch. Da um diese Zeit vor dem Hauptbahnhof nicht mehr viel Verkehr herrschte, konnte es sich bei den Wartenden nur um Kreuzfahrer handeln. Diese hatten sich an mehreren Stellen verteilt. So einige an einer Ecke in der Nähe unter einem kleinen Vorgarten. Dort spickte zwischen den Büschen ein kleines Mäuschen hervor. Mit einem eingeborenen Ehepaar kamen wir ins Gespräch. Sie hatten auch schon Kreuzfahrten hinter sich. Ich erwähnte die alte Dame von der Costa Riviera, die ihre Perlenkette vermißt hatte. So eine, die sich am Schiff immer verirrte, hatten sie auf einer Reise auch kennen gelernt. Ich fragte, wo die wohl hergekommen sei. Nach einigem Überlegen nannte der Herr "Passau". Dann konnte es sich nur um dieselbe Frau gehandelt haben. Der Bus aus Dresden sollte um 20 Uhr wegfahren, kam aber erst um 22.15 Uhr. Um 22.30 fuhr er ab. In Genua waren wir am 12. Oktober um 10.45 Uhr. Bei der Abfahrt regnete es in Strömen, genau wie auf unseren bisherigen Kreuzfahrten. Wie jedesmal folgte kurz nach dem Auslaufen die Information über die Rettungswesten. Jussi wollte mich zurückhalten, dieselbe Frage zu stellen wie vor 5/4 Jahren nach dem Ablegen von Kiel: Wie kommt man zu einer Rettungsweste, wenn man im Ernstfall nicht mehr in die Kabine zurück kann? Diesmal erhielt ich eine plausible Antwort: In den Rettungsbooten befänden sich Ersatz-Westen. Insgesamt gebe es 50 % Reserve. 13. Oktober: Erholung auf See. Um 12 Uhr fahren wir mit 16,5 Knoten an Mallorca mit 28 Seemeilen vorbei. Es befindet sich links von uns in 28 Seemeilen Entfernung. Die See ist ruhig und die Temperatur von Luft und Wasser beträgt 18ºC. Zwischen uns und dem Meeresboden liegen 1956 m. Später: Seit Mallorca sind wir 356 Seemeilen gefahren und bis Almeria ist es noch einmal so weit. Wir haben Windstärke 4,5 und es weht vom Südwesten. 12.45 Uhr: Das Meer ist schwarz mit immer mehr Schaumkronen und die Wellen werden immer höher. Es regnet leicht und der Himmel hat alle Grau-Schattierungen. - Um 16 Uhr hat sich das Meer wieder beruhigt und wir fahren der Sonne entgegen, die wieder zwischen den Wolken vorkommt. 16.50: Inzwischen hat es aufgeklart, und nur noch wenige Wolken sind am Himmel. Wenn sich die Sonne jetzt kurz hinter einer Wolke versteckt, reflektiert das Wasser in breitem Streifen ihre blendenden Strahlen, von schmalen waagrechten dunklen Streifen unterbrochen, die Wolkenschatten anzeigen. 14. Oktober: 9.30 Abfahrt von Almeria. Dieses hat 160 000 Einwohner und ist etwas kleiner als Granada. Links von unserer Straße, zum Meer hin, sieht man alte Wachttürme, die der Abwehr von Seeräubern dienten. Sie verständigten sich untereinander mit Lichtzeichen. Die umgebenden Berge sind kahl durch Erosion und erreichen eine Höhe von ungefähr 2000 m. Almeria wurde Mini-Hollywood genannt, denn hier wurden (italienische) Spaghetti-Western gedrecht. Dattelpalmen gab es hier schon vor der Araber-Zeit, abgebaut wurden Kupfer, Gold, Silber Blei und Eisen. Gemüse wächst unter Plastikplanen. Diese dehnen sich über weite Gebiete aus. Bewässert wird nach dem wassersparenden in Israel entwickelten System der Tröpfchen-Bewässerung. Das dafür benötigte Wasser kommt aus den Bergen, die viel Grundwasser besitzen. Dieses Wasser hat allerdings nicht unbedingt Trinkwasser-Qualität. Es gibt sehr viel Sonne und regnet nur an 40 Tagen im Jahr mit 200 Litern je qm. Auf diesen Gemüseplantagen werden viele marokkanische Fremdarbeiter beschäftigt. Es gibt auch viele soziale Probleme. Man schätzt, daß 5 km2 im Jahr durch Erosion vernichtet werden. Man schätzt, daß in Spanien 60 % des Landes von Erosion bedroht sind. Bis 1870 war hier ein Weingebiet. Die Reblaus hatte den Weinbau unmöglich gemacht. Da der Boden nicht sehr fruchtbar ist, ist die Bevölkerungsdichte hier nicht groß. Typisch für die Gegend sind Stein- und Korkeichen sowie Johannisbrotbäume. Ökologen sind gegen Kiefern, auch wegen der Brandgefahr. Die Sierra Nevada ist das zweithöchste Gebirge von Europa. An den Küsten gibt es Badeorte. Die Straße dem Meer entlang war anfangs wüstenartig, später wurde die Vegetation reicher. Neben der Straße wachsen Kaktusfeigen, Zuckerrohr, "Zuckeräpfel" = Cherimoya, Bougainvilläen in sämtlichen Rot-Tönen und Araukarien. Der Name "Zucker" kommt aus dem Arabischen. Man sieht auch Avocados, Japanische Mispeln, Papajas, Leechees. Rechts sind die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada zu sehen. Die Straße zweigte ab in ein Canon/Wadi in der Sierra Nevada. Bis in 1476 m Höhe über dem Meeresspiegel gibt es Dörfer, Tréveles ist das höchstgelegene Dorf Europas. In dieser gegend wird getrockneter Schinken hergestellt. Der beste stammt von schwarzen Schweinen. Hier gab es viele Maulbeerbäume für die Seidenraupenzucht. Heute werden Mandeln, Oliven, Mais und Kakifrüchte kultiviert. "Mandeln tun der Mama gut, wenn sie der Papa essen tut". In der Sierra Nevada gibt es Steinböcke, Ginsterkatzen, Steinadler, Gänsegeier und Wildschweine. Diese fressen die Eier von Rebhühnern. Früher waren die Wölfe die Feinde der Wildschweine. Wir fahren vorbei an einer Kaserne im maurischen Stil. Granada liegt über 600 m über dem Meeresspiegel. Die Alhambra erstreckt sich über etwa 25 ha und wir erreichen sie um 11.45 Uhr. Das Schloß mit seinen reichen Mosaiken, seine Lage und die Parks sind großartig! Unser Mittagessen bekamen wir im Hotel Luna in Granada. Der Speisesaal faßte alle Mitglieder der Reisegesellschaft, die mit mehreren Bussen gekommen waren, schätzungsweise 400 Personen. Das Studentenorchester der Universität von Granada spielte für uns auf. Besonders schön fand ich die Blüte der Magnolia grandiflora. Während der Busfahrt fielen uns gestreifte Flächen auf, die sich über die ganze Hügellandschaft hinzogen. Dabei handelte es sich um Mandel- und Olivenhaine. Bevor wir in Malaga eingeschifft wurden, wurde unterwegs ein Lokal mit Verkaufsraum besucht. Ich blieb schlafend im Bus, weil ich von der Nachtfahrt vor zwei Tagen noch Nachholbedarf hatte. Beim Abendessen waren plötzlich die restlichen beiden Plätze an unserem Tisch von einem jungen Pärchen besetzt worden. Wir vermuten, daß sie auf Hochzeitsreise waren. Sie hatten von Anfang an beide unter Seekrankheit zu leiden gehabt und selbst die Spritze vom Arzt hatte nicht geholfen. Unglücklicherweise lag ihre Kabine ganz am Bug, wo das Schiff am stärksten schwanken soll. Abends näherten wir uns der Straße von Gibraltar. Der Brockhaus schreibt: "...60 km lang, 14 - 44 km breit; der Sattel der untermeer. Schwelle erreicht 286 m u.M. (im westl. Teil der Straße). Eine starke Oberflächenströmung transportiert relativ salzarmes Wasser vom Atlantik in das Mittelmeer, während salzreicheres Mittelmeerwasser in einem schwächeren Unterstrom abfließt. Diesem mittleren Strömungssystem ist ein starker Gezeitenstrom überlagert." Durch diese Strömungen und vermutlich auch die stärkere Verdunstung ist das "M. bes. salzreich. Der Oberflächensalzgehalt steigt von W nach O von 36,3 % in der Straße von Gibraltar auf 39,1 % vor der Küste Kleinasiens..." - Atlantik: "Der Oberflächensalzgehalt ist in den regenreichen Mallungen relativ gering (unter 35 %), in den niederschlagsarmen Rossbreiten relativ hoch (über 37 %). In der Westwindzone des Noratlant. Ozeans beträgt er etwa 35 %, in der des Südatlant. Ozeans etwa 34 %". Diese Naturphänomene wollte ich mir nicht entgehen lassen und ließ mich bis Mitternacht am Bug vom Wind durchblasen, der dabei recht kräftig war. Gerne hätte ich abgewartet, bis wir die Straße von Gibraltar hinter uns gelassen hätten. Dazu hätte ich jedoch noch eine weitere Stunde warten müssen. Man konnte an beiden Ufern durch die Beleuchtung Orte ausmachen und den Felsen von Gibraltar schemenhaft sehen. Der Schiffsverkehr war für diese Tageszeit recht lebhaft, aber sonst gab es nichts Auffälliges. 15. Oktober: Tag auf See. Der Himmel war meist bedeckt, die See schwarz und leicht bewegt. Beim Abendessen gab es "Vollkornbrötchen" mit Nüssen. Am Ende des Kauens begann es ranzig zu schmecken, was ich bei unserem Ober beanstandete. Costal war Rumäne und ein sehr aufmerksamer Ober, laut seinem Chef einer der besten. Bei ihm beschwerte ich mich. Nach einer Weile kam sein Chef und nachher noch ein weiterer. Ich hatte gemeint, das "Vollkornmehl" sei alt gewesen, meine Tischnachbarin, eine Schweizerin und gelernte Bäckerin, meinte, die mitgebackenen Nüsse seien schuld, was am nächsten Tag der eine Chef bestätigte. 16. Oktober: Um 10 Uhr nähern wir uns Madeira und den benachbarten Inseln. Sogar mit bloßem Auge sind darauf schon Orte zu erkennen. Die Sonne scheint vom mit Schönwetterwolken überzogenen Himmel und selbst am offenen Bug fühlt man sich im T-Shirt wohl. Wir fahren recht lange an der Insel mit ihren steilen Bergen vorbei, bevor wir in Funchal ausgeschifft werden. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle der Insel. Es gibt 25000 Betten und 900000 Gäste werden erwartet, 15 % mehr als im vorigen Jahr. Madeira ist die größte Insel dieses Archipels und 260 000 Einwohner, das ca. 50 km östliche Porto Santo 5000, die Desert-Inseln sind praktisch unbewohnt, weil steil felsig und ohne Süßwasser. Madeiras Klima ist sehr mild mit geringen Temperaturdifferenzen, das Wasser zwischen 15 und 23 °C. Wir fahren mit dem Bus an vielen Eukalyptus- und Kastanienbäumen, Obst-, Zucker-rohr-, Wein- und Gemüseplantagen vorbei, und tatsächlich sind überall viele blühende Blumen zu sehen: Bougainvilleen, Oleander weiß und rot, indisches Blumenrohr und viele andere. Zuckerrohr sei in Brasilien billiger. Es würde 14 - 16 Monate dauern, bis Weinreben tragen. Die werden während des ganzen Jahres geerntet. Wenn sie nicht geerntet werden, gehen die Pflanzen kaputt. Im Winter werden zwischen den Weinreben Kartoffeln, Süßkartoffeln oder Gemüse angebaut. In höheren Etagen wächst Lorbeer. Gefischt werden Degen- und Thunfische. Hier gebe es das größte Kap der Welt, Cabo Girao, das höchste sei in Taiwan. Mit dem Bus fuhren wir hin und hatten von dort eine herrliche Aussicht auf das Meer und in Richtung Funchal. An einem anderen Aussichtspunkt wurden wir von Einheimischen empfangen. Sie hatten dort Tische aufgestellt, verteilten duftende Trockensträußchen und boten Kostproben von Kuchen und Getränken an, darunter eine Art Lebkuchen, der aber ohne Honig, aber mit einheimischem Rum hergestellt worden war. 17. Oktober: Um die Mittagszeit legen wir in Santa Cruz auf Teneriffa an. Dieses hat 215000 Einwohner. Es ist Hauptstadt der Kanaren und Touristenstadt, lebt aber auch von Fischerei als dem größten Industriezweig. Tabak wächst immer weniger, mehr wird eingeführt und die fertigen Tabakprodukte werden exportiert. Lord Nelson, der mit 7 Schiffen gekommen war, hatte hier eine Schlacht und seinen rechten Arm sowie ein Schiff verloren. Wir hatten uns für den Ausflug ins Orotavatal entschlossen, der uns auch nach Puerto de la Cruz führte, das wir vor vier Jahren bereits besucht hatten. Dort ist besonders die Strandpromenade sehr schön. Auf Teneriffa hat Einfluß der N-Passat. Dieser wirkt sich durch die Wolkenbildung ab 1000 m Höhe aus. Tacoronte ist das größte Weinbaugebiet von Teneriffa. Bananen wachsen bis zu einer Höhe von 40 m. Die früheren Bewohner der Kanaren hatten keine Ahnung von der Seefahrt und hatten eine eigene Sprache. 1495 war der letzte Kampf der Spanier gegen die Ureinwohner. Der Drachenbaum gehört zu den Lilienblütlern, er hat keine Jahresringe. Es gibt hier sehr viele Terrassen, um die steilen Hänge zu bepflanzen. Es wachsen hier auch Weihnachtssterne, Avocados, Agaven, Araukarien, Bougainvilleen, Gummibäume, Koniferen. Vom Aussichtsplatz aus wurde uns eine "Wassergalerie" gezeigt, die von weitem genau so aussieht wie die Südtiroler Wale und ebenso der Bewässerung dient. Orotava lebte früher von Bananen, heute vom Tourismus. Am Dienstag beim Abendessen hatte ich wieder eine Reklamation: Ich zog meinen Stuhl näher zum Tisch und griff in Glassplitter. An meinem rechten Zeigefinger war ein leicht blutender Stich und zwei Splitterchen zu sehen, und auch am Tischtuch glitzerten noch welche. Das Pärchen von unserem Tisch, das an Seekrankheit litt, hatte sich entschlossen, auf Lanzarote die Reise zu beenden und nach Hause zu fliegen. Am ersten Abend, an dem sie in den Speisesaal gekommen waren, hatten sie Cola getrunken, jetzt Tee. Kaum war der Teebeutel in der Tasse, zog der Mann ihn wieder heraus. Ich meinte, es täte besser, den Tee länger ziehen zu lassen, damit der seine beruhigende Wirkung entfalten könne, und die Schweizer Bäckerin pflichtete mir bei. Andere hatten gehört, wie er sagte, das sei Ansichtssache. 18.Oktober: 8.10 Uhr Abfahrt nach Lanzarote. Einige dunkle Bergkegel sind vor uns, rechts im Hafen ein gestrandetes rostiges Frachtschiff-Wrack. Hauptort ist Arrecife mit ganz weißen Häusern. Dort ist das einzige Hochhaus der Insel. Seit den Vulkanausbrüchen in den Jahren 1730 - 1736 sind 20 % der Insel von Vulkanasche bedeckt. Porto del Carmen war der erste Touristenort und nimmt auch heute noch den größten Teil der Fremden auf. Daß das Lavagebiet unter strengem Naturschutz steht und auch zu den Weltnaturerben der UNESCO zählt, ist dem Architekten Cesar Manrique zu verdanken. Zu diesem Gebiet fuhren wir mit einem Bus. Unterwegs durch die bizarre, zerrissene Steinlandschaft, teilweise gespenstisch wirkend, fuhren wir an Touristen-Kamelkarawanen vorbei bis zu dem Informationshaus, dem auch eine Gaststätte angeschlossen ist. Gezeigt wurde uns, wie sich dort die Lava bis heute nicht ganz abgekühlt hat: Ein Mann befahl uns, uns im Kreis außerhalb der Linie aufzustellen, die er gerade mit einem Rechen zog. Es sei aus Naturschutzgründen streng verboten, Steine wegzutragen. Die, die er aber mit der Schaufel aus der eben gekratzten Linie ausgrub, dürften wir behalten. Es behielt sie aber keiner, weil sie so heiß waren, daß sie keiner länger in der Hand behalten konnte. - In einem Raum war eine Art Brunnen gegraben worden. Der darüber angebrachte Rost war auch ganz heiß. - In eine Grube wurde trockenes Gesträuch geworfen, und nach einer Weile begann es lichterloh zu brennen. - An einem anderen Platz vor dem Gebäude waren einige Rohre in die Erde eingelassen worden. Wenn ein Eimer Wasser hineingeschüttet wurde, stieg nach ein paar Sekunden eine zischende Dampfsäule explosionsartig auf. Das Informationszentrum steht in dem Lavagebiet, und bis dorthin dürfen Fahrzeuge fahren. Nur besonders berechtigte Fahrer dürften Touristenbusse über enge kurvenreiche Straßen durch das Gelände führen, wo die Phantasie das Ausmaß der seinerzeitigen Katastrophe durch die Vulkanausbrüche kaum ermessen läßt. Der damalige Pfarrer habe eine Chronik über die Geschehnisse hinterlassen. Bevor wir zu einem Markt fahren, sehen wir vom Bus aus landwirtschaftlich genutzte Flächen, darunter Weingärten, die für unsere Begriffe seltsam anmuten: Jeder Weinstock wächst in einer runden flachen Grube, die in Windrichtung durch ein kleines Steinmäuerchen geschützt ist. Lanzarote sei die trockenste der Kanarischen Inseln und der Landbau hat besondere Verfahren zur Pflanzenzucht entwickelt. So würden viele Felder mit Lava-Asche abgedeckt, um Feuchtigkeit darunter zu bewahren, und die Asche dürfte nicht mit der anderen Erde vermischt werden. So könnten praktisch keine Maschinen verwendet werden, nur Handarbeit sei möglich. Die Produkte seien außer Wein im wesentlichen Tomaten, Zwiebeln und Kichererbsen. - An der Küste befinden sich Salzgärten, deren Produktion jedoch rückläufig sei. 19. Oktober: Um 8 Uhr sind wir in Safi. Die ersten Busse sind schon weg, wir sind im Bus Nr. 4. Vor der Flamenco ist eine Ambulanz vorgefahren, wir haben jedoch weder vorher noch nachher etwas über den Grund erfahren. Entgegen der Voraussage ist unser Bus neu und modern. In Safi gibt es eine Festung. Die Fischerei ist dort wichtig, besonders Sardinen werden gefangen. Safi war im 16. und 17. Jahrhundert eine portugiesische Eroberung. Es gibt Gummibäume, Oleander, Kakteen. In Safi wird Keramik hergestellt, aber auch Teppiche, für den eigenen Gebrauch, aber auch zum Verkaufen. Von einer ganzen Gruppe Einheimischer wurde unserem Bus zugewinkt. Am Straßenrand sieht man öfter kleine Läden. Auf die Feldern sind kleine Misthaufen als Dünger gebracht. Im Atlasgebirge gibt es auch Schnee, von dem Stauseen gespeist werden. Die Bauern leben auch von Viehzucht. Die Tiere übernachten in den Innenhöfen der Häuser. Marktplätze sind von 1,5 m hohen Mauern umgeben, an den Stadträndern Gebäude mit Kuppeln = Friedhöfe. Wir nähern uns einem Gebirge. Viele Lastwagen, die wir überholen, haben lackierte Flaschen geladen. Wir sehen auch Wagen, die von kleinen Pferden oder Eseln gezogen werden. An einem Hügel ein Steinbruch, am Hügel gegenüber Terrassen mit Bäumen, vermutlich Oliven. Die Häuser sind erdfarben, näher am Meer sind sie weiß gekalkt. Die Minarette sind quadratisch. Ein Tor ist mit Mosaiken eingefaßt. Feigenkaktusse dienen als Zäune. In jedem Dorf gibt es eine Moschee, aber auch eine Bäckerei. Immer wieder sind Schafe zu sehen. Sie werden für Fleisch, aber auch für Wolle gezüchtet. Die Wolle wird für Teppiche verwendet. Am 26.11. beginnt der Ramadan. 70 Tage später wird geschlachtet. Manchmal schimmert aus den braunen Feldern etwas Grün, manchmal sind einzelne graugrüne Büsche zu sehen. Abgerundete Hügel haben verschiedene Beige-Töne mit grünlichem Schimmer. Neben der Straße wachsen wilde Pfefferbäume und vereinzelt sieht man Zypressen, zwischendurch grüne Felder. Die Häuser sind aus gestampfter Erde gebaut und müssen jedes Jahr renoviert werden. Manche Fenster haben einen Vorbau mit glasierten Ziegeln, manche Ziergitter. Brachland ist neben der Straße nicht zu erkennen, die Felder wirken alle wie gepflügt und geeggt, auch wenn man nichts wachsen sieht. Oben auf einem Hügel steht ein einzelnes Gebäude oder ist es eine Festung? Momentan wird eine Woche lang ein heiliges Fest gefeiert. Dazu lassen reiche Gastgeber ein Zelt aufbauen mit getrennten Abteilungen für Männer und Frauen. Es gibt "Tagin" = spitzer Eintopf, der aus Öl, Gewürzen, Wasser, 3 kg Fleisch mit Knochen, ausgepreßten Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten oder grünen Bohnen, und Oliven besteht und eine Stunde lang gekocht wird. Vor dem Essen werden die Hände gewaschen. Brot wird zum Essen in den Eintopf getunkt, der ähnlich wie ungarisches Gulasch schmeckt. Dazu gibt es Früchte oder Kuchen und sehr süßen Pfefferminztee. Dieser ist der marokkanische Whisky. Bei dem Fest werden Buben beschnitten und den Mädchen die Ohren gestochen. Kuskus besteht aus weißer Hirse, die mit 7 Gemüsearten zusammen gekocht wird: Kichererbsen, Linsen, Karotten, Tomaten, Kürbis usw., aber ohne Kartoffeln. Dazu wird in den 1. Einsatz Wasser und Fleisch gegeben, in den 1. gelochten Einsatz das Gemüse. Weiße Hirse wird nach 20 Minuten geknetet und danach weiter am Feuer gelassen. Das Ganze dauert etwa 1 Stunde. Weiße Hirse wird hügelförmig serviert, in der Mitte eingedrückt, und dahin kommen Fleisch und Gemüse. Die weiße Hirse wird mit den Händen gegessen. Die Schwiegermutter ißt mit einem Löffel. Um 13.30 gehen wir zum Mittagessen im Zelt ähnlich wie beim heiligen Fest. Der Name "Marrakesch" kommt von "schnell laufen". Sein Wasser kommt von den Bergen aus 70 km Entfernung. Weil es sehr lauwarm war, wurden dazu unter der Erde Rohre verlegt. Marrakesch hat fast 1 Million Einwohner und viel Fremdenverkehr. 1 DM entspricht 4,8 Dirham = DH. Wenn unser Bus überholen will, hupt er, und die überholten Verkehrsteilnehmer fahren auf den unbefestigten Streifen neben der Straße: Mopeds und sogar Taxis. Wir nähern uns Marrakesch und das Land wird grüner und ein kleiner Fluß führt sogar Wasser. In Marrakesch sollen 150 000 Dattelpalmen wachsen. Manche Häuser neben der Straße haben Arkaden vorgebaut, in denen Fleisch zum Verkauf feilgeboten wird. Es handelt sich dabei um ganze Tiere mit abgezogener Haut. Auf den Hügeln stehen von Mauern umgebene Gebäude. Wir kommen näher zum Stadtzentrum und sehen einen Brunnen, von roten Blumen umgeben. Tamarisken. Links elegante Villen. - Das Opernhaus sei noch nicht in Betrieb. Zwischen den Fahrspuren verläuft ein Park, in dessen Mitte ein Fußweg. Die dortigen Bäume sind nicht groß und mit kugelförmigen Kronen. Wir sehen einen Rosengarten mit überhohen Palmen. Vor den Cafés sitzen nur Männer. Manche lassen sich während des Kaffeetrinkens ihre Schuhe putzen. Mitten in der Stadt besuchen wir die prachtvollen Saadiergräber "Tombeaux des Saadiens", die sehr an die Alhambra erinnern. Vor einem der Tore stehen zwei Männer mit bunten Gewändern und noch bunteren Hüten, bei denen es sich um Wasserverkäufer handelt. Merken sie, daß sie jemand fotografieren will, verdecken sie sich mit Pappdeckeln und lassen sich erst wieder nach einem Bakschisch sehen. In den Straßen wird gehandelt, uns wurde ein Dolch angeboten: 50 DM, 60 DM, 30 DM, Ketten für 30, 20, 10 DM. Die Gerüche halten sich stellenweise zwischen Diesel und Kacke. Der Reiseführer, den wir in Marrakesch bekommen haben, hält die Gruppe fest zusammen und fährt mit dem Fahrrad voraus zur nächsten Stelle. Er ließ bei den Saadiergräbern niemanden zur Toilette gehen, sondern schickte uns zu diesem Zweck in ein Lokal am großen Platz. Die Klofrau wollte keine DM nehmen, also mußte sie mich ohne Trinkgeld hineingehen lassen. Ein großes Wasserbassin in der Nähe dient der Bewässerung der Olivenbäume. Die Jacarandabäume sind verblüht. Frauen sind in bunte Gewänder gehüllt. In einer Bazar-Straße sehen wir einen Mann mit einem Fahrrad. Auf dem Gepäckträger steht ein nur halb zugedeckter Eimer mit Kuskus und einem Löffel drin. Zum Mittagessen fahren zur zu "Chez Ali", wo wir in großen Zelten bewirtet werden. Danach folgt eine Reiter-Vorführung. Das ADAC-Heft erklärt "Chez Ali" für sehenswert ob seines Kitsches. Weiter geht es in Richtung Casablanca, an vielen Olivenhainen vorbei. Durch Bewässerung wird die Erde grün und fruchtbar. Das Landleben sei bescheiden in guter Luft und ohne Streß. Man hält hier sehr zusammen wie eine große Familie. Die medizinische Versorgung ist gratis, aber nur für die ärmere Bevölkerung. Settat, durch das wir fahren, hat moderne marokkanische Architektur mit viel Grün. Es besitzt eine Universität, die "königliche Golf-Universität", Golfplatz mit 9 Löchern. Es gibt hier Artischocken-Plantagen, keramische Industrie, Scania baut Lastwagen und Busse. Manche verschleierte Frauen gehen barfuß. Berrechid hat eine psychiatrische Anstalt. Es beginnt zu dämmern und wir nähern uns Casablanca. Es habe 3 500 000 Einwohner. Rechts in der Ferne ist sein Flugplatz. Jetzt, um 18 Uhr ist der Straßenverkehr sehr dicht und chaotisch. Man sieht zum Teil verschleierte Frauen, manche steigen alleine in Taxis ein. Viele Apotheken blinken in der Dunkelheit: rotes Kreuz abwechselnd mit grünem Halbmond. Am 20.Oktober legen wir um 8 Uhr in Tanger an. Die Läden sind noch durch Gitter verschlossen, nur Stände sind geöffnet. Hier gibt es viel Im- und Exporthandel. Frauen tragen einfarbige oder gemusterte lange Mäntel mit Kapuzen, die am Rücken herabhängen. Den Kopf bedecken sie mit Kopftüchern. Bei Dunkelheit muß es hier hübsch beleuchtet sein. Fast jede Straße hat anders angeordnete Lampen. Vom Kap Spartel aus haben wir einen sehr schönen Blick aufs Meer. Von den Höhlen des Herkules kann man durch natürliche Fenster die Brandung beobachten. Der Sandstrand hier am Atlantik sei 45 km lang. Schlecht ist, daß man nicht weiß, welche Leistungen mit den Ausflugskosten bezahlt sind und welche nicht und welches Trinkgeld angemessen ist. In Tanger gibt es viele Ausländer. Der König lebt im Sommer hier in einem Palast mit riesigem Park. Im Winter lebt er in Rabat. Der König von Saudi-Arabien besitzt hier eine große Residenz. Während des Mittagessens legen wir in Tanger ab. Leider ist es recht dunstig, so daß man nicht weit sehen kann. Wir zählen aber trotzdem in der Gegend von Gibraltar gleichzeitig 16 Schiffe. Am 21. Oktober kommen wir um 9.45 in Alicante an. Es hat 280 000 Einwohner, Schuh- und andere Industrie. Der Hafen liegt praktisch mitten in der Stadt und es schließt sich ein Sandstrand an. Der Name "Costa Blanca" kommt von der Salz-Gewinnung oder von der Farbe des Strandes. Alicante wird beherrscht von der Festung Santa Barbara, zu der wir ein Stück hinauffahren. Santa Barbara sei eine der größten Festungen. Ein wenig müssen wir noch steigen und haben eine tolle Aussicht auf Stadt, Reste der Stadtmauer, Hafen und Meer, obwohl es zu regnen beginnt. Der Name "Elche" stammt von den Phöniziern. Eine Weile müssen wir fahren, bis wir es erreichen. Es besitzt den größten Palmengarten Europas. Die meisten dort gezogenen Palmen gehören zu den Dattelpalmen und werden bis 30 m hoch und bis 300 Jahre alt. Die Früchte werden im Dezember geerntet. Am Palmsonntag nimmt man davon weiße Zweige. Sie sind auch geeignet für Handarbeiten. Nur weibliche Palmen tragen Datteln, je Baum bis zu 40 kg. Wir besuchen einen privaten Garten "Don José Maria Castagno". Datteln sollen so viel Protein und Vitamine enthalten, daß man 6 Monate lang nur davon leben kann. Die Alcudia ist der Ursprung von Elche mit vielen archäologischen Funden. 9 verschiedene Kulturen gab es am selben Platz vor den Mauren. Die "Dame von Alcudia" stammt von 3000 vor Christi. Es gibt hier sogar einen Plus-Supermarkt. Am 22. Oktober sind wir in Marseille. Am Samstagabend war das Meer wieder lebhafter geworden und so blieb es bis zum Sonntag. Die Windstärke soll bei 5 gelegen haben. An Deck war es dabei herrlich. Als Jussi mit dem Rücken zur Windrichtung stand, begannen seine Ohrläppchen zu flattern. Der Hafen von Marseille war 1845 erschlossen worden, inzwischen gibt es einen neuen Hafen. Am 23. Oktober schifften wir in Genua aus. |
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