Kreuzfahrt mit der MS Golden Princess im August 2003


Gesamter Inhalt: Deutschsprachige Reiseberichte


Route: Venedig - Barcelona

Die diesjährige Reise auf der "Golden Princess" war die dritte Kreuzfahrt, die meine Frau, mein vierzehnjähriger Sohn und ich unternommen haben, und mit zwölf Tagen Dauer auch unsere bisher längste.

1. Tag - Anreise
Die An- und Abreise war im Reisepaket beinhaltet (Linienflüge München - Venedig und Barcelona - München) und klappte auch tadellos. Der Check-In in Venedig war der schnellst und unproblematischste, den ich bisher erlebt habe - Princess Cruises bietet einen sog. Express-Check-In an, bei dem die notwendigen Daten vorab über Internet eingegeben werden können und nicht mehr am Hafen erfasst werden müssen. Entsprechend dauerte es vom Ankunft am Hafen bis zu unserer Kabine weniger als fünf Minuten.
Der Rest des Tages war der Erholung und der Erkundung des Schiffes gewidmet, wobei der erste Eindruck überwältigend war, zumindest was die öffentlichen Bereiche angeht: Insgesamt vier sehr schön aufgeteilte und dekorierte Pools mit ausreichend Liegen (sowohl in der Sonne als auch im Schatten), unzählige Bars und Lounges, ein beeindruckend elegantes Atrium, ein Theater, auf das so manche Großstadt neidisch sein könnte mit guter Sicht von allen Plätzen.
Das Dekor war sichtlich darauf angelegt, einen Kompromiss zwischen europäischem und amerikanichem Geschmack zu bilden und großteils sehr gelungen. Die Kabine allerdings (Außenkabine auf dem Plaza-Deck) fiel deutlich ab: Eines der Betten war so durchgelegen, dass es nur von meinem Sohn benutzt werden konnte, die Hälfte der Schubladen funktionierte nicht, die Kabine vermittelte insgesamt einen sehr abgewohnten Eindruck, was eigentlich für ein erst zweijähriges Schiff ungewöhnlich ist.

2.Tag - Venedig
Wir erkundeten Venedig auf eigene Faust. Princess stellte einen Shuttle-Service per Wasser-Bus zum Markus-Platz zur Verfügung, der für die beiden Tage mit pauschal 10,-- $ pro Person recht preisgünstig war.

3. und 4. Tag - auf See
Faulenzen am Pool, Unterhaltung. Gerade während dieser beiden Tage fiel die Zwiespältigkeit in den Leistungen von Princess, die schon beim Schiff selbst aufgetreten war, besonders deutlich auf: - Das Essen im Selbstbedienungsrestaurant "Horizon-Court" war größtenteils sehr gut (besonders empfehlenswert ist die Sushi-Bar), im Speisesaal sehr unterschiedlich (von grandios bis ungeniesbar). Absoluter Tiefpunkt sind die Salate: Jeden Tag ein anderer Name, jedoch das gleiche "Grünzeug", i.d.R. ohne Soße.
- das Ambiente im Speisesaal ließ zu wünschen übrig (zwar einerseits Silberbesteck und hochwertiges Porzellan, andererseits Tischdecken mit Löchern, Flecken und ungestärkte lieblos arrangierte Servierten); ich kann übringes nur vor dem sog. "Free-Choice-Dinning" von Princess warnen, dieses Konzept erzeugt ein ständiges Kommen und Gehen im Speisesaal und damit die Atmosphäre einer Bahnhofskneipe, man sollte sich daher für das "Traditional Dining" mit festen Tischzeiten entscheiden.
- Das Personal war teilweise äußerst freundlich, effizient und hilfsbereit, häufig jedoch desinteressiert, vereinzelt unfreundlich und unhöflich (die Spanne reichte hier von einm Hilfskellner, der versuchte, die Wünsche von den Augen abzulesen, bis zu einem Kellner, der einem das Essen nicht vorsetzte, sondern buchstäblich vorwarf), was sicherlich auch daran liegt, dass das Trinkgeld automatisch dem Bordkonto belastet wird - man sollte nicht versäumen, dies gleich zu Reisebeginn abzustellen.
- Das Unterhaltungsprogramm was großartig, insbesondere die Princess-Production-Shows waren sehenswert. - Der Hygiene kann man nur die Note mangelhaft geben (Reinigung der Kabine mehr als oberflächlich, z.T. ausgedehnte Staubflächen in Winkeln und Ecken, öffentliche Toiletten, die ich hier lieber nicht beschreiben will).
- Die Möglichkeit, für eine Pauschale einen Sticker für den Bordausweis zu kaufen und für 27,50 $ soviel alkohlfreie Getränke an den Bars zu bekommen wie man will, ist sehr gut (gerade wenn man mit einem Kind unterwegs ist).

5. Tag - Istanbul
Da wir Istanbul schon besucht hatten, fuhren wir auf eigene Faust in den großen Basar zum Einkaufen. Für das Taxi in die Innenstadt muss man mit Kosten von ca. 10,-- € pro Fahrt rechnen.

6. Tag - Kusadasi
Die Ruinen von Ephesos sind allemal einen Ausflug wert. Da wir sie allergings schon kannten, unternahmen wir einen ausgedehnten Bummel durch die Stadt und den Basar.

7. Tag - Athen
Wir bummelten durch die Plaka etwas abseits der Touristenballungen um die Akropolis. Die Innenstadt ist bequem per U-Bahn zu erreichen (Kosten pro Fahrt und Person 0,60 €), die Haltestelle in Pireäus liegt ca. 20 Minuten zu Fuss von den Piers entfernt. Achtung: Durch die umfangreichen Bauarbeiten hält die U-Bahn nicht an allen Haltestellen!

8. Tag - auf See
Sehenswert ist besonders die Kochvorführung durch den Chefkoch und anschließende Besichtigung der Küche. Schlecht gelöst: Die Vorführung im Eis-Schnitzen findet zeitgleich statt.

9. Tag - Neapel
Hier entschieden wir uns für einen halbtägigen Landausflug nach Pompeji (Kosten ca. 60,-- $ pro Person). Die Organisation durch Princess war sehr gut, die Führerin ausgezeichnet, lediglich die Zeit zu kurz (um Pompeji richtig sehen zu können, bräuchte man schon einige Tage).

10. Tag - Livorno
Landausflug nach Pisa. Gute Organisation, mittelmäßige Führerin. Schlecht gelöst: im Ausflugspreis von immerhin ca. 50,-- $ pro Person war nur der Eintritt in den Dom inbegriffen, nicht der für die anderen Sehenswürdigkeiten.

11. Tag - Monte Carlo
Der Landgang in Monte Carlo fiel zu unserer Enttäuschung ins Wasser, da an diesem Tag Windstärke 9 und sehr rauhe See herrschte und ein Übersetzen in Tenderbooten nicht möglich war. Überraschend war für uns bereits in der Nacht davor, wie stark selbst ein solch großes Schiff wie die "Golden Princess" ins Rollen und Stampfen geraten kann. Ersatzweise liefen wir Cannes an, wobei hier die Organisation für die Tenderboote in einer Katastrophe mündete, da keine Tendertickets ausgegeben wurden, sondern tatsächlich der Versuch unternommen wurde, 2600 Passagiere in einer Reihe aufzustellen. Cannes selbst war für einen ausgedehnten Spaziergang gut (sehenswert insbesondere die schöne Strandpromenade und der Palast des Filmfestivals mit den Handabdrücken der Stars im Vorfeld) und einen gemütlichen Kaffee.

12. Tag - Barcelona
Da wir erst am Nachmittag einliefen, blieb genügend Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang über La Rambla und die umliegenden Stadtviertel. Princess bot einen Shuttle-Bus, allerdings wiederum mit miserabler Organisation (Wartezeit: ca. eine Stunde, da jeder Fahrgast einzeln handschriftlich vor der Abfahrt erfasst werden musste) und zu einem Preis, der ungefähr auch dem Preis eines Taxis entsprach.

13. Tag - Abreise
Wie die Anreise generalstabsäßig organiert und problemlos.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass wir auf der "Golden Princess" eine schöne und interessante Reise verbrachten, jedoch auch, dass die Leistungen verbesserungsfähig sind und sich Princess Schwächen leistet, die eigentlich die Einstufung als Vier-Sterne-Schiff nicht gerechtfertigt erscheinen lassen.



E-Mail: Stefan Schöner



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