Route: Venedig - Barcelona Die
diesjährige Reise auf der "Golden Princess"
war die dritte Kreuzfahrt, die meine Frau, mein
vierzehnjähriger Sohn und ich unternommen
haben, und mit zwölf Tagen Dauer auch unsere bisher
längste.
1. Tag - Anreise
Die An- und Abreise war im Reisepaket beinhaltet
(Linienflüge München - Venedig und Barcelona -
München) und klappte auch tadellos. Der Check-In in
Venedig war der schnellst und unproblematischste, den ich
bisher erlebt habe - Princess Cruises bietet einen sog.
Express-Check-In an, bei dem die notwendigen Daten vorab
über Internet eingegeben werden können und nicht mehr
am Hafen erfasst werden müssen. Entsprechend dauerte es
vom Ankunft am Hafen bis zu unserer Kabine weniger als
fünf Minuten.
Der Rest des Tages war der Erholung und der Erkundung des
Schiffes gewidmet, wobei der erste Eindruck
überwältigend war, zumindest was die öffentlichen
Bereiche angeht: Insgesamt vier sehr schön aufgeteilte
und dekorierte Pools mit ausreichend Liegen (sowohl in
der Sonne als auch im Schatten), unzählige Bars und
Lounges, ein beeindruckend elegantes Atrium, ein Theater,
auf das so manche Großstadt neidisch sein könnte mit
guter Sicht von allen Plätzen.
Das Dekor war sichtlich darauf angelegt, einen Kompromiss
zwischen europäischem und amerikanichem Geschmack zu
bilden und großteils sehr gelungen. Die Kabine
allerdings (Außenkabine auf dem Plaza-Deck) fiel
deutlich ab: Eines der Betten war so durchgelegen, dass
es nur von meinem Sohn benutzt werden konnte, die Hälfte
der Schubladen funktionierte nicht, die Kabine
vermittelte insgesamt einen sehr abgewohnten Eindruck,
was eigentlich für ein erst zweijähriges Schiff
ungewöhnlich ist.
2.Tag - Venedig
Wir erkundeten Venedig auf eigene Faust. Princess stellte
einen Shuttle-Service per Wasser-Bus zum Markus-Platz zur
Verfügung, der für die beiden Tage mit pauschal 10,-- $
pro Person recht preisgünstig war.
3. und 4. Tag - auf See
Faulenzen am Pool, Unterhaltung. Gerade während dieser
beiden Tage fiel die Zwiespältigkeit in den Leistungen
von Princess, die schon beim Schiff selbst aufgetreten
war, besonders deutlich auf: - Das Essen im
Selbstbedienungsrestaurant "Horizon-Court" war
größtenteils sehr gut (besonders empfehlenswert ist die
Sushi-Bar), im Speisesaal sehr unterschiedlich (von
grandios bis ungeniesbar). Absoluter Tiefpunkt sind die
Salate: Jeden Tag ein anderer Name, jedoch das gleiche
"Grünzeug", i.d.R. ohne Soße.
- das Ambiente im Speisesaal ließ zu wünschen übrig
(zwar einerseits Silberbesteck und hochwertiges
Porzellan, andererseits Tischdecken mit Löchern, Flecken
und ungestärkte lieblos arrangierte Servierten); ich
kann übringes nur vor dem sog.
"Free-Choice-Dinning" von Princess warnen,
dieses Konzept erzeugt ein ständiges Kommen und Gehen im
Speisesaal und damit die Atmosphäre einer
Bahnhofskneipe, man sollte sich daher für das
"Traditional Dining" mit festen Tischzeiten
entscheiden.
- Das Personal war teilweise äußerst freundlich,
effizient und hilfsbereit, häufig jedoch
desinteressiert, vereinzelt unfreundlich und unhöflich
(die Spanne reichte hier von einm Hilfskellner, der
versuchte, die Wünsche von den Augen abzulesen, bis zu
einem Kellner, der einem das Essen nicht vorsetzte,
sondern buchstäblich vorwarf), was sicherlich auch daran
liegt, dass das Trinkgeld automatisch dem Bordkonto
belastet wird - man sollte nicht versäumen, dies gleich
zu Reisebeginn abzustellen.
- Das Unterhaltungsprogramm was großartig, insbesondere
die Princess-Production-Shows waren sehenswert. - Der
Hygiene kann man nur die Note mangelhaft geben (Reinigung
der Kabine mehr als oberflächlich, z.T. ausgedehnte
Staubflächen in Winkeln und Ecken, öffentliche
Toiletten, die ich hier lieber nicht beschreiben will).
- Die Möglichkeit, für eine Pauschale einen Sticker
für den Bordausweis zu kaufen und für 27,50 $ soviel
alkohlfreie Getränke an den Bars zu bekommen wie man
will, ist sehr gut (gerade wenn man mit einem Kind
unterwegs ist).
5. Tag - Istanbul
Da wir Istanbul schon besucht hatten, fuhren wir auf
eigene Faust in den großen Basar zum Einkaufen. Für das
Taxi in die Innenstadt muss man mit Kosten von ca. 10,--
pro Fahrt rechnen.
6. Tag - Kusadasi
Die Ruinen von Ephesos sind allemal einen Ausflug wert.
Da wir sie allergings schon kannten, unternahmen wir
einen ausgedehnten Bummel durch die Stadt und den Basar.
7. Tag - Athen
Wir bummelten durch die Plaka etwas abseits der
Touristenballungen um die Akropolis. Die Innenstadt ist
bequem per U-Bahn zu erreichen (Kosten pro Fahrt und
Person 0,60 ), die Haltestelle in Pireäus liegt
ca. 20 Minuten zu Fuss von den Piers entfernt. Achtung:
Durch die umfangreichen Bauarbeiten hält die U-Bahn
nicht an allen Haltestellen!
8. Tag - auf See
Sehenswert ist besonders die Kochvorführung durch den
Chefkoch und anschließende Besichtigung der Küche.
Schlecht gelöst: Die Vorführung im Eis-Schnitzen findet
zeitgleich statt.
9. Tag - Neapel
Hier entschieden wir uns für einen halbtägigen
Landausflug nach Pompeji (Kosten ca. 60,-- $ pro Person).
Die Organisation durch Princess war sehr gut, die
Führerin ausgezeichnet, lediglich die Zeit zu kurz (um
Pompeji richtig sehen zu können, bräuchte man schon
einige Tage).
10. Tag - Livorno
Landausflug nach Pisa. Gute Organisation, mittelmäßige
Führerin. Schlecht gelöst: im Ausflugspreis von immerhin
ca. 50,-- $ pro Person war nur der Eintritt in den Dom
inbegriffen, nicht der für die anderen
Sehenswürdigkeiten.
11. Tag - Monte Carlo
Der Landgang in Monte Carlo fiel zu unserer Enttäuschung
ins Wasser, da an diesem Tag Windstärke 9 und sehr rauhe
See herrschte und ein Übersetzen in Tenderbooten nicht
möglich war. Überraschend war für uns bereits in der
Nacht davor, wie stark selbst ein solch großes Schiff
wie die "Golden Princess" ins Rollen und
Stampfen geraten kann. Ersatzweise liefen wir Cannes an,
wobei hier die Organisation für die Tenderboote in einer
Katastrophe mündete, da keine Tendertickets ausgegeben
wurden, sondern tatsächlich der Versuch unternommen
wurde, 2600 Passagiere in einer Reihe aufzustellen.
Cannes selbst war für einen ausgedehnten Spaziergang gut
(sehenswert insbesondere die schöne Strandpromenade und
der Palast des Filmfestivals mit den Handabdrücken der
Stars im Vorfeld) und einen gemütlichen Kaffee.
12. Tag - Barcelona
Da wir erst am Nachmittag einliefen, blieb genügend Zeit
für einen ausgedehnten Spaziergang über La Rambla und
die umliegenden Stadtviertel. Princess bot einen
Shuttle-Bus, allerdings wiederum mit miserabler
Organisation (Wartezeit: ca. eine Stunde, da jeder
Fahrgast einzeln handschriftlich vor der Abfahrt erfasst
werden musste) und zu einem Preis, der ungefähr auch dem
Preis eines Taxis entsprach.
13. Tag - Abreise
Wie die Anreise generalstabsäßig organiert und
problemlos.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass wir auf der
"Golden Princess" eine schöne und interessante
Reise verbrachten, jedoch auch, dass die Leistungen
verbesserungsfähig sind und sich Princess Schwächen
leistet, die eigentlich die Einstufung als
Vier-Sterne-Schiff nicht gerechtfertigt erscheinen
lassen.
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