Jungfernfahrt mit
der MS Lili Marleen im Dezember 2005
Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte
Die Einschiffung verlief anfänglich
einigermaßen geordnet und ohne Stress. Wir waren unter
den Ersten, die an Bord gingen und konnten alles ziemlich
schnell hinter uns bringen. Allerdings sahen wir von Bord
aus eine halbe Stunde später wie eine riesige
Menschenmenge in der Kälte vor dem Schiff stand.
Bekannte erzählten uns später dass sie genau 45 Minuten
draußen stehen mussten. Wir sind dann in unsere Kabine gegangen und waren zuerst einmal etwas geschockt. Irgend wo habe ich gelesen, das in das Schiff 10Mio.Euro investiert wurde und ich habe darum mit einer guten Kabine gerechnet. War aber nix. Die Bude war völlig abgewohnt. Die Eingangstür lies sich nicht ordentlich verschließen, unter der Tür war ein 2 Finger breiter Spalt, der Teppich war total verschlissen. Ich glaube nicht, das jemand einen so alten Fetzen zuhause auf dem Boden liegen hat. Die Matratze hatte deutlich spürbare Sprungfedern, im Bad war Schimmel am Waschbecken, alle Türgriffe waren so abgenutzt das großflächig der Messing unter dem Chrom zu sehen war, überall waren die Ecken und Kanten abgestoßen und zum Teil etwas überstrichen worden. Immerhin hatten wir genügend Stauraum und ausreichend Kleiderbügel im Schrank. Beim anschließenden Duschen hatte ich ein besonderes Erlebnis. Die Wassertemperatur wechselte zwischen warm, heiß und eiskalt innerhalb von Sekunden. Und das heiße Wasser war verdammt heiß! Für alte Leute ist das ziemlich gefährlich!! Die können nicht so schnell zur Seite springen wie ich. Die Abfahrt in Genua verzögerte sich um 2 Stunden, weil ein paar Passagiere wegen dem schlechten Wetter zu spät kamen. Schon beim losfahren spürten wir die starken Vibrationen, welche uns die ganzen nächsten 10Tage begleiteten. Das das Schiff Schlagseite nach Backbord hat war zunächst nicht so auffällig. Erst als wir im Bett lagen spürten wir dass einer immer mit dem Kopf nach unten schlafen muss. Die Schlagseite war den ganzen Urlaub über immer vorhanden. Ich fand sogar, das sie in den letzten Tagen dann immer schlimmer wurde. Dass das Schiff sehr übersichtlich und überall gleich abgewohnt war merkten wir bei unserem ersten Schiffsrundgang. Das Restaurant war ziemlich beengt und die schmalen Küchenstühle, die mit Kunstleder überzogen waren, wurden als äußerst unbequem eingestuft. Es gab einige Tische, die überhaupt nicht belegt wurden. Dort fühlte man sich durch die starken Vibrationen, wie auf einem trabenden Pferd. Massage beim Essen- mal ganz was Neues! Das Abendessen, das in 2 Sitzungen um 17Uhr 30 und um 19Uhr30 serviert wurde schmeckte sehr gut. Allerdings mussten wir über die kleine Portionen auf den riesigen Teller lachen. Aber wenn man die Speisekarte von oben bis unten durchfuttert, wird auch jeder satt. Geschmacklich war das Essen mit das Beste was wir bis jetzt auf Schiffen hatten. Im Gegensatz zu den ungewürzten Speisen bei Costa und MSC hat es sehr gut geschmeckt. In der ersten Nacht durchfuhren wir bei Sturm den Golf von Lyon. Das Schiff tanzte regelrecht auf den Wellen. Wir wurden durch unsere knarzende, quikende, knirschende und scheppernden Kabine wach gehalten. Über unserer Kabine lag die Küche. Da ging es die ganze Nacht rund. Da sind Maschinen gelaufen, irgendwelche Behälter wurden scheppernd über den Boden gezogen, wir hatten das Gefühl das dort oben jemand sitzt und darauf wartet das wir endlich wieder einschlafen, dann hat es einen Tisch oder einen Blechkübel mehrmals hin und hergezogen.. Unsere kleine Tochter ist, wie in jede Nacht in dieser Kabine, mehrmals aufgewacht, hatte Angst, und wollte einfach nur noch nach Hause. Wir konnten keine Nacht normal durchschlafen. Eine Beschwerde beim Hotelchef brachte uns aber zumindest eine Nachtruhe von 0Uhr bis 4 Uhr ein. In dieser Zeit hat aber der Bäcker seine Knetmaschinen laufen lassen Am nächsten Morgen war die Hälfte der Passagiere seekrank. Auf dem Fernseher in der Kabine sahen wir, dass unser Schiff nur noch 12 Knoten fuhr. In der Nacht ist die Klimaanlage auf dem ganzen Schiff ausgefallen. Wir hatten tropische 28Grad in der Kabine, andere mussten bei 14 Grad bibbern. Die AC. hatte bis Reiseende noch mehrere zum Teil mehrtägige Ausfälle. Auf den Manschaftsdecks hatte es nach Aussage mehrerer Angestellter während der Ausfallzeiten sagenhafte 35Grad!! Und das bei einer einzigen Dusche für 10 Kabinen!! Arme Menschen! In dieser Nacht ging auch das Theater mit den Toiletten los. Einige liefen über. Auf unserem Flur stank es nach Abwasser das es einem schlecht wurde. Wohlgemerkt: Die Klimaanlage war ausgefallen (28Grad) und unter unserer Eingangstür war ein 2 Finger breiter Spalt. Da kam wunderbar nach Kuhstall riechende Landluft herein. Nachts haben wir den Spalt dann mit einem Handtuch zu gestopft. Bekannte erzählten uns dass wenn sie in ihrer Dusche das Wasser aufdrehen, die Sicherung raussprang. Das Duschen ging dann folgendermaßen vor sich: Eine Person steht unter der Dusche, die andere Person steht am Sicherungsautomat und schaltet ihn immer wieder ein. Dann kam über Bordlautsprecher folgende Durchsage: Liebe Gäste, da wir heute Nacht einen Sturm durchfahren mussten und nun unserem Zeitplan hinterher sind, können wir nicht wie vorgesehen morgen Mittag Malaga anlaufen sondern haben uns entschlossen, heute Abend gegen 17 Uhr nach Barcelona zu fahren. Dort, liebe Gäste, haben sie die Möglichkeit für 3 Stunden die Stadt zu besichtigen. Wir legten pünktlich an und konnten dann bei Dunkelheit die Stadt besichtigen. Immerhin haben sie es geschafft, dass wir in Shuttle Bussen in die Stadt gebracht wurden. Dann folgten ätzend langweilige zweieinhalb Tage auf See. Während dieser Tage kam es zu Handgreiflichen unter den Passagieren. Am Buffet haben sich sogar zwei Passagiere gegenseitig die Tabletts über die Köpfe geschlagen. Im Theater wurde eine Frau an den Haaren von ihrem Platz gezerrt, einem Anderen wurden Prügel angedroht wenn der seinen Platz nicht frei macht. An der Bar prügelten sich zwei Gäste so stark dass zwei Kellner die eingreifen wollten, nicht unerheblich verletzt wurden. Durch die Enge und die allgemeine Unzufriedenheit war eine knisternde Spannung zu spüren. Die Animateure versuchten zwar die Spannung zu beheben, hatten damit aber nicht immer Erfolg. Mit den Kindern übten sie in dieser Zeit ein Programm für eine Kids-Show ein. Die Kinder waren beschäftigt und zufrieden. Für die älteren Passagiere wurde einmal ein 10minütiges Gemüse schnitzen und zwei Mal ein Quiz veranstaltet. Es gab sonst nur ein paar Treffen von Schach- und Mensch ärgere dich nicht Spielern. Wer Sport machen wollte wurde von Monika sehr gut betreut. Aber das war zu wenig. Die meisten Leute fühlten sich durch die Aktivitäten nicht angesprochen und langweilten sich. In Madeira kamen wir dann auch fast pünktlich an. Es war bekannt dass wir nicht im Hafen anlegen können und tendern müssen. Normal ist das auch kein Problem. Nicht aber auf unserem alten tanzenden Korken. Es ging los, dass sie ein Rettungsboot als Tenderboot abließen. Als das Boot untern war, konnten sie es nicht von den Haken lösen. Es dauerte geschlagene 6Minuten bis sie das Boot frei bekamen. Im Notfall und im Sturm wäre es sicher schon voll geschlagen oder mit dem Schiff mit in die Tiefe gezogen worden. Dann kletterte ein Mechaniker auf dem Boot herum und musste erst Mal das Ruder reparieren. Danach wollten sie den Steg befestigen, über welchen wir ins Tenderboot steigen sollten. Sie bekamen trotz Schnüren und Seilen das Ding nicht sicher am Schiff fest. Irgendwann kam dann die Durchsage: Liebe Gäste leider können wir wegen den hohen Wellen nicht Tendern Alle müssen an Bord bleiben. Hohe Wellen?? Wer es glaubt wird seelig!!! Seltsam, auf allen anderen Schiffen wurde getendert, nur auf unserem geliebten Schiffchen war das wegen der hohen Wellen nicht möglich. Als Entschädigung wurden ganze 30Minuten 100L Freibier für 740Passagiere ausgeschenkt. Die Leute haben sich wie Kinder um den Zapfhahnen gedrängelt. Wer leer ausging hat noch mehr genörgelt. Jetzt möchte ich aber auch einmal was Gutes erzählen: Der Anblick vom Hafen auf Madeira war sensationell. Überall lagen Kreuzfahrtschiffe u.a. die QE 2, die Aurora, Costa Marina, die Maxim Gorki, Athena, Albatros, Opera, Saga Rose und noch einige mehr. Für Schiffsfreunde war es ein Paradies. Der Blick auf Funchal bei Nacht war sensationell und wunderschön. Pünktlich um 0Uhr heulten alle Schiffssirenen auf, und das sagenhafte Feuerwerk begann. Das war ein Ereignis das ich sicher nicht mehr vergessen werde! Es war der absolute Höhepunkt aller unserer 18 Kreuzfahrten. Am 1 Januar nachmittags erreichten wir Teneriffa und konnten endlich wieder an Land. Endlich konnten wir uns wieder bewegen und uns die Beine vertreten. Ein Ehepaar welches sich in der Bar geschlagen hatte, wurde in Teneriffa übrigens Zwangs-Ausgeschifft. Gran Canaria und Lanzarote waren auch schöne Reiseziele. Wir sind in Gran Canaria an den Strand gefahren und auf Lanzarote haben wir endlich Mal die Feuerberge besichtigt. Von Lanzarote Richtung Gibraltar hatten wir dann einen starken Gegenwind. Das Schiff erreichte noch sagenhafte 14 bis max.15 Knoten. Die Dünung brachte unseren Korken auch wieder ganz ordentlich ins tanzen. Dieses Mal waren aber nicht ganz so viele Passagiere seekrank. Cartagena fuhren wir auch wieder mit Verspätung, und wie kann es anders sein, bei Dunkelheit an. Ganze 2 Stunden Aufenthalt wurde uns zugestanden. Nach einem weiteren Seetag erreichten wir dann endlich, mit nur 1 Stunde Verspätung, Genua. Alle waren froh endlich diesem Kahn zu entkommen. Leider kann ich von dem Urlaub nur sehr wenig gutes Berichten: Die Getränkepreise waren erträglich und nicht sonderlich überhöht. Das Essen haben wir als gute Hausmannskost eingestuft. Die Ausflüge waren sehr gut organisiert und nicht ganz so teuer wie bei Costa und MSC. Besondert hervorheben möchte ich aber den äußerst freundlichen und hilfsbereiten Service. Wir wurden in allen Bereichen, Kabine, Restaurant, Rezeption und an den Bars herzlich und ordentlich bedient. Das hat den Aufenthalt doch erträglich gemacht. Ich werde aber sicher keinen Fuß mehr auf dieses Schiff setzen!!!. Falls jemand Fragen hat, oder die Wahrheit von meinem Bericht anzweifelt kann er sich gerne bei mir melden. E-Mail: ursele@aol.com |
© Andy