Traumfängerreise vom 26.2.2006 bis 9.3.2006 Karibik, Venezuela, Kolumbien
Wir kennen das Schiff noch aus seiner Zeit als Olympic Countess 1991. Hatten dort eine Inselkreuzfahrt zu den griechischen Inseln gemacht und wussten, was uns schiffseitig erwartet. Dass der jetzt als Lili Marleen fahrende ehemalige Cunard – Cruiser schon runde 30 Jahre auf dem Buckel hat, konnte man wissen, wenn man sich informiert. Das Internet gibt da einiges her. Und man weiß, dass ein 30 Jahre altes Schiff seine Zeit in Aussehen und Schiffsrahmengestaltung incl. Kabinengröße widerspiegelt. Es sind heute nun einmal nur noch 3 Sterne – aber auch nicht weniger und schon gar nicht mehr. Also muss man auch eine Kabine in Kauf nehmen, die eben 11 m2 groß ist und nicht größer. Das alles sehr gepflegt an Bord war und man sich allergrößte Mühe gab, den einen oder anderen Mangel, den man auch auf neueren Schiffen erleben kann, sofort zu beseitigen, spricht für die Besatzung oder auch das Management. Da ist besonders Andrej Belinskyi , der Cruisedirector, hervorzuheben, der „Gold für das Schiff“ ist und alles mit seinem Charme ausbügelt, was an Ärger aufkommen mag.
Auch wir hatten Kabinenprobleme, die Klimaanlage machte es nicht, und das in der Karibik, allerdings war das nur auf dem hinteren Teil unserer Dionysusdecks zu spüren, sonst nicht. Schaden reklamiert, sofort erledigt, die Klimaanlage funktionierte wieder, zwar nicht mit Höchstleistung, aber uns war es recht, denn Überklimatisierung führt nur zu Schnupfen und Husten. Auch das der Spülknopf der Toilette nicht mehr aus der Wand wollte und wir so einen stetigen Wasserdurchlauf hatten, wurde unverzüglich – und endgültig – erledigt. Aber das war es auch schon, was wir zu bemängeln hatten, alles andere war absolut in Ordnung, die Teppiche sauber, die Betten /Matratzen absolut ok. Das Duschwasser so temperiert, wie wir es wollten, nichts auszusetzen, außer, das es eben eng war. An Bord trafen wir ein älteres Ehepaar, das gerade die Transatlantiktour hinter sich hatte und auch von einem Motorenproblem sprach. Das hatten wir nicht, die Lili lief mit max. 15,7 Knoten durch die manchmal sehr aufgewühlte See ohne dass wir übermäßiges Rollen oder Steamen des Schiffes bemerkt hätten. Sie liegt gut im Wasser. Leider gilt das nicht für den Swimmingpool, er ist viel zu tief und man hat Angst, hineinzuklettern, zumal auch die See dem Pool eine eigene starke Dünung mitgegeben hat, die ein Baden unmöglich machte. Dort auch keine Schattenplätze und zu wenig Liegen.
Das hier und da das Zeichen der Zeit an allem genagt hatte (im Bad in den Ecken Farb- und Kunststoff-Absplitterungen und rostige Stellen, oder auch an den Geländern des Schiffes unübersehbare Roststellen, teilweise noch die alten Cunard Hinweisschilder in der Toilette, die Einrichtung nicht die modernste in den Salons), das haben wir mit gerne übersehen , denn eines war einzigartig und das erlaube ich mich nach der nunmehr 7. Kreuzfahrt auf allen möglichen Schiffen zu behaupten, die nicht gespielte sondern herzliche Freundlichkeit an Bord, bei allen Besatzungsmitgliedern, das Abendprogramm mit den Künstlern, auch wenn ich kein Freund von Quetschkommode oder Chansons bin, und die moderaten Getränkepreise, die das Bedienungsgeld bereits beinhalteten und nicht als 15 %iger Bedienungsaufschlag wie z.B. bei Costa (dazu die Preise selbst noch erheblich höher) dazukommen.
Das Galabuffet am Abend war eine Augenweide und Geschmacksfreude. Da muss sich so manches Mitternachts-buffet auf großen Linern schon anstrengen, um daran anzuklopfen Das die Portionen im Restaurant manchmal mini waren, gerade bei Fleisch und Fisch, ist zu bemängeln, man sollte vielleicht eher einen Gang ausfallen lassen um die Portionen dafür größer auf den Teller zu bekommen. Aber schmackhaft, gute deutsche Küche, nichts ausgefallenes, ausreichend trotzdem, es sind 3 Sterne, bei denen man nicht den 4 Sterne Standart erwarten darf. Ich habe auf einem anderen 3-Sterne-Schiff schon viel schlechter gegessen. Dem Frühstück sei ein besonders Lob ausgesprochen, frische Backwaren, ein klasse Schwarzbrot, immer genügend Wurst und Käse, (Lachs hat vielleicht gefehlt) frisch zubereitete Omeletts und Säfte, die schmeckten und nicht aus einem wasserfreundlichen Dispenser kamen). Auch die Süßspeisen, immer abwechslungsreich und klasse von dem türkischen Konditor zubereitet. Das Eis nicht aus dem Automaten sondern der Kühlbox, immer bei Landausflügen mit großer Hitze auch ein Eisteebehälter an Land.
Hervorragend auf dem Schiff sind die vielen Freiflächen (wie halt früher üblich), leider zu wenige Schattenplätze, was gerade in der Karibik unbedingt erforderlich ist. Auf dem Heradeck könnt ein Sonnensegel schnell Abhilfe schaffen.
Ansonsten, die Destinationen waren sehr gut und die Route wich ein wenig von dem so üblichen Karibikstandart ab. Gut so, das war für uns der Grund, überhaupt zu buchen. An- und Abreise waren exzellent, wer steigt schon in Barbados aus dem Flieger in den Bus und fährt dann direkt zum Schiff, die Koffer fahren alleine und man findet sie vor der Kabine vor, wenn man an Bord kommt. Leider waren wir etwas zu früh, sodass wir noch auf das Einchecken an Bord um 15,00 Uhr warten mussten, leider keine Aufbewahrung für das Handgepäck, um in Barbados zum Terminal zu gehen und sich dort klimatisiert von dem überaus reichlichen Angebot an allen möglichen Waren (incl sauberen . Sanitäranlagen) beeindrucken zu lassen. Die Halle – ein alter Frachtschuppen – bot noch nicht einmal genügend Sitzplätze, aber: man hatte für uns Eistee vorbereitet, das war gut.
Die Abreise ebenso problemlos, Nach Bussen eingeteilt, Koffer im Bus, Koffer vor den Check-In-Schalter befördert, was will man mehr als Passagier! Man brauchte nur noch den Koffer in Empfang zu nehmen, ein paar Schritte zum Counter und war alle Last los.
Das Schiff ist zwar alt, aber sehr gemütlich und ich kann aus meiner Erinnerung von vor 5 Jahren nicht erkennen, was außer der Farbe –Anstrich nun weiß, ich kannte es noch in Blau – verändert wurde oder besonders renoviert worden ist. Die Bäder jedenfalls nicht, die Einrichtung war auch noch das, was wir kannten, wo sind sie geblieben, die angeblichen 10 Millionen? Vielleicht die Schranktüren in der Kabine, die waren damals noch Vorhänge. Auch die Teppichböden waren uns bekannt incl. des geflickten Stückes im Gang, die Innenfarbe – unglückliches graublau – hatte sich auch nicht verändert. Die Stühle im Restaurant vielleicht, da glaube ich wurde neu bestuhlt.
Alles in allem, ein 3 Sterne Schiff mit viel Charme und einer bemühten Crew, die ihresgleichen sucht. Ich würde wieder bei einer entsprechenden Route die Lili Marleen wählen, wohl wissend, dass es Einschränkungen zu den neuen Schiffen gibt, die man aber – wenn man sie kennt und weis, dass es sich um ein 3-Sterne-Schiff handelt, auch akzeptieren kann und wird.
Hans-Jürgen Hein
hmp-hein@t-online.de