Zu den Inseln des ewigen
Frühlings mit der MSC Musica
Vorbemerkung
Nach unserer Reise auf der Costa Fortuna
im Frühjahr 2006 waren meine Frau und ich (beide Anfang
40) eigentlich entschlossen, zukünftig derartig große
Mega-Schiffe zu meiden. Als uns allerdings ein Prospekt
unseres Reisebüros für eine Reise mit der MSC
Musica - auf einem praktisch neuen Schiff also
in einer Balkonkabine für ca. 70,-- pro
Tag ins Haus flatterte, war dies für uns ein Angebot der
Sorte, die man einfach nicht ausschlagen kann.
Außerdem reizte uns der Gedanke, relativ zeitnah zu
unserer Fahrt auf der Costa Fortuna ein
Schiff kennen zu lernen, dass hinsichtlich Alter, Größe
und Zielpublikum als direkter Konkurrent zu Costa am
Markt positioniert ist. Daher finden sich im folgenden
Bericht auch Vergleiche mit der Costa Fortuna,
über die ich hier schon berichtete: http://www.cruiseferry.de/reiseberichte/costafortuna04.html
An- und Abreise, Organisation
Auch für diese Reise wählten wir das Flugzeug für
die An- und Abreise (mit der Reise bei MSC gebucht), was
auch tadellos funktionierte. In Mailand wurden wir von
einer freundlichen Mitarbeiterin von MSC in Empfang
genommen und zum Bus nach Genua gebracht, wobei sich
allerdings die Abfahrt um eine gute halbe Stunde
verzögerte die Lufthansa hatte es nämlich fertig
gebracht, auf dem kurzen Flug von Frankfurt das Gepäck
von sechs Mitreisenden zu verlieren.
Als wir den Hafen von Genua nach gut zweistündiger
Fahrt erreichten, begannen allerdings die Pannen. Zuerst
wurde unser Bus auf einen Parkplatz für LKW-Anhäger
dirrigiert und einfach dort stehen gelassen, und als wir
endlich gegen 14.15 Uhr zum Schiff fahren
durften, landeten wir auf einem Platz voller
Kofferhaufen, leerer und voller Gepäck-Container und
umherrasender Gabelstapler, aber ohne Hinweis, wohin man
sich wenden sollte. Die Abfertigungshalle fanden wir dann
nach der bewährten Herden-Taktik: Einfach den anderen
folgen.
In der Halle stießen wir zu einer riesigen Schlange
vor den Check-In-Schaltern, die allerdings erstaunlich
schnell abgefertigt wurde, da MSC (anders als Costa in
Savona) immerhin zehn Schalter eröffnet hatte. Der
eigentliche Check-In dauerte daher entgegen den ersten
Befürchtungen gerade mal eine Stunde, inclusice Vergabe
der Einschiffungsnummer, Kreditkartenregistrierung, Foto
für die Sicherheitskontrollen, Ausgabe der Bordkarte und
obligatorischem Einschiffungsfoto eigentlich also
keine schlechte Leistung. An Bord durften wir allerdings
noch nicht, und unser neu gewonnenes Vertrauen erhielt
einen gewaltigen Dämpfer, als wir in der Wartehalle vor
der Gangway (mittlerweile war es 15.15 Uhr, das Schiff
sollte um 16.00 Uhr ablegen) feststellten, dass dort
gerade die Einschiffungs-Nummern von 1 20
aufgerufen wurden wir hatten immerhin Nr. 212.
Daher blieb uns zunächst viel Zeit, die ebenfalls in
Genua liegende Costa Classica in Augenschein
zu nehmen, das Personal von MSC beim Abbau und Verstauen
des Getränkestandes zu beobachten und unseren
Mitreisenden zuzuwinken, die bereits den Weg auf die
MSC Musica geschafft hatten und in
Rettungswesten auf dem Promenadendeck auf das Ende der
Rettungsübung warteten, an der teilzunehmen wir nicht
das Privileg hatten. Als gegen 16.00 Uhr die
Einschiffungsnummern bis 100 zum Aufruf kamen, zweifelten
wir bereits, ob wir überhaupt mitfahren durften, und
scheinbar merkten zu diesem Zeitpunkt auch die
Verantwortlichen, dass noch mehrere hundert Gäste an
Land warteten kurz danach wurden einfach alle
anderen Nummern aufgerufen. In der prompt
einsetzenden Stampede wurden wir mehr oder weniger ohne
eigenes Zutun an Bord geschwemmt (passenderweise über
eine Gangway, die fatal an ein Viehgatter auf einem
Schlachthof erinnert) und von einer Hostess in Empfang
genommen, die uns freundlicher-, aber auch
überflüssigerweise den Weg zum nächsten Aufzug wies
(er war nur wenige Schritte von der Gangwaypforte
entfernt, und ich bin mir fast sicher, dass wir ihn auch
allein gefunden hätten). Noch bevor wir unsere Kabine
erreichten, vor der bereits unsere Koffer standen (sie
waren erheblich schneller als wir an Bord ich
erwäge ernsthaft, mich beim nächsten Mal auch von einem
Gabelstapler verfrachten zu lassen), setzte sich das
Schiff bereits in Bewegung.
Alles in allem verlief die Einschiffung also
wesentlich flotter als auf der Costa Fortuna;
MSC dafür zu loben, fällt mir trotzdem schwer, da
dieser Vorteil wohl nicht guter Organisation, sondern dem
Zufall zu verdanken war.
Eine organisatorische Katastrophe ereignete sich nur
1 ½ Stunden später beim ersten Dinner. Offensichtlich
hatten viel mehr Gäste die erste Sitzung gewählt als
Plätze vorhanden waren, und MSC hatte deswegen die
Wünsche der Gäste ganz einfach ignoriert, so dass sich
nicht nur viele Reisende unfreiwillig in der zweiten
Sitzung fanden (wie wir), sondern auch etliche in der
ersten, die eigentlich in die zweite wollten. Die
Sprechstunde des Maitre´d war bereits vor der
Rettungsübung beendet gewesen, als noch viele Gäste an
Land warteten, und als Resultat staute sich gegen 18.00
Uhr vor der Residenz des Maitre´d im Speisesaal
L´Oleandro eine riesige aufgebrachte Menschenmenge
diejenigen, die zum Essen wollten, konnten nicht
in den Speisesaal, weil der Eingang von denen blockiert
war, die umbuchen wollten. Die sich hieraus ergebenden
Szenen ließen uns den Ausbruch eines Bürgerkriegs
befürchten, und wir zogen uns in der festen
Überzeugung, dass sicherlich gleich Sicherheitskräfte
mit Tränengas und Wasserwerfern auftauchen würden,
schnellstens zurück und gaben uns zähneknirschend mit
unserer zweiten Sitzung zufrieden was sich
übrigens sogar als günstig herausstellte, da die erste
Sitzung bis zum letzten Platz vollgestopft war, wir
dagegen mir mehr Ruhe und Muse essen konnten. Trotzdem
finde ich den Vorfall für MSC mehr als peinlich, wenn
man bedenkt, dass dies alles mit einem Hinweis am
Check-In oder einem Schild Umbuchung leider nicht
möglich zu vermeiden gewesen wäre.
Die Organisation der Landausflüge dagegen klappte
fast perfekt die Busse standen rechtzeitig bereit,
die Abfahrten waren zeitlich recht gut gespreizt, zum
Teil wurden auch die Ausflüge von den Führern der
einzelnen Gruppen mit unterschiedlichem Routenverlauf
durchgeführt, so dass nur selten mehrere Busse
gleichzeitig das gleiche Ziel ansteuerten und wir die
Ausflugsziele in Ruhe bestaunen konnten. Hier könnte
sich Costa durchaus ein Vorbild nehmen.
Die Ausschiffung und der Transfer zum Flughafen
funktionierte ebenfalls reibungslos wir gingen
kurz nach dem Anlegen in Genua von Bord, wurden in
unseren Transferbus eingewiesen und erreichten gegen
Mittag Mailand-Malpensa.
Insgesamt lässt MSC hinsichtlich der Organisation
einige gute Ansätze erkennen, hat aber ähnlich wie
Costa noch einen langen Weg vor sich, bis die Führung
solcher großen Menschenmengen wirklich reibungslos
funktioniert.
Die Route
Bei unserer Route handelt es sich um eine
touristische Standardroute, die so oder ähnlich von fast
allen Kreuzfahrtgesellschaften angeboten wird:
13.11.: Anreise nach Genua und Einschiffung
14.11.: Barcelona; da wir erst gegen Mittag
anlegten, fehlte etwas die Zeit für ausgedehnte
Ausflüge. Daher bummelten wir über La Rambla, genossen
das mediterrane Flair und beobachteten bei einem Espresso
in einem der vielen Straßencafes das bunte Treiben, das
allerdings zu einem Gutteil aus Touristen bestand, da
neben der MSC Musica auch die Voyager
of the Seas und die Costa Concordia im
Hafen lagen und allein von diesen drei Schiffen
geschätzte 10000 Passagiere durch die Stadt wimmelten.
MSC stellte einen Shuttlebus zur Verfügung, der mit 6,--
/Person allerdings recht teuer war.
15.11.: Seetag
16.11.: Casablanca; hier nahmen wir an einem
Halbtagesausflug durch die Stadt und zu den wichtigsten
Sehenswürdigkeiten teil. Höhepunkt der Führung war
zweifellos die Besichtigung der König-Hassan-II-Moschee,
einem riesigem, prachtvollen und beeindruckendes Bauwerk.
Unser einheimischer Führer war hervorragend informiert
und vermittelte diese Informationen mit Witz und Esprit
in einwandfreiem, leicht süddeutsch gefärbtem Deutsch
(wie sich herausstellte, hatte er Deutsch bereits auf dem
Gymnasium gelernt). Etwas gruselig nahmen sich dagegen
die Sicherheitsvorkehrungen aus; neben dem Führer und
dem Busfahrer war noch ein Asistent im Bus, und ein
Sicherheitsmann folgte uns in einem PKW; hier lässt die
politische Lage nach dem 11.9.2001 grüßen.
17.11.: Seetag
18.11.: Lanzarote; wir schlossen uns wiederum
einem Halbtagesausflug an, der nach einem (wohl
obligatorischen) Ritt auf einem Dromedar in die
Feuerberge führte, wo wir nicht nur die bizarre und
einzigartige Landschaft dieses Vulkangebiets genießen
konnten, sondern auch die übliche Vorführung der noch
vorhandenen vulkanischen Restaktivitäten demonstriert
bekamen. Der Abschluss war eine Weinprobe auf einem der
ansäßigen Weingüter, wo wir uns von der hohen
Qualität des Lanzarote-Weins überzeugen konnten. Auch
bei diesem Ausflug hatten wir einen ausgezeichneten
Führer.
19.11.: Tenerifa; hier machten wir unseren
letzten organisierten Ausflug nach Puerto de la Cruz mit,
der sich leider als Reinfall entpuppte, da hier der
Führer nicht die Standards erfüllte, die die Führer in
Casablanca und Lanzarote gesetzt hatten. Die Besichtigung
des botanischen Gartens wurde in 30 Minuten im
Geschwindschritt abgespult, danach hatten wir in der
Stadt 1 ½ Stunden zum Bummeln zur Verfügung, wobei
unser Führer erst bei der Rückfahrt auf die
Sehenswürdigkeiten hinwies, die interessant gewesen
wären. Da Puerto de la Cruz eine interessante und
quirlige Stadt ist, werden wir es bei nächster
Gelegenheit wohl noch einmal auf eigene Faust besuchen.
20.11.: Madeira; da wir Funchal von
zahlreichen Besuchen recht gut kennen, beschränkten wir
uns darauf, in der Markthalle frisches exotisches Obst zu
kaufen und eine ausgedehnte Weinprobe bei unserem
bevorzugten Weinhändler zu machen (und bei dieser
Gelegenheit selbstverständlich auch unsere Vorräte an
Madeira-Wein aufzustocken). Einen Shuttlebus gab es
nicht, aber eine ausreichende Zahl an Taxis am Kai, und
der Fußweg vom Anleger in die Innenstadt ist mit ca. 20
Minuten auch nicht mehr als ein angenehmer Spaziergang.
21.11.: Seetag
22.11.: Malaga; da hier nur ein Vormittag zur
Verfügung stand und wir die Sehenswürdigkeiten bereits
kennen, suchten wir uns eine nettes Cafe in der Nähe der
Kathedrale und sahen dem Kommen und Gehen bei einem
Gläschen Malaga-Wein zu. Bedauerlicherweise stellte MSC
auch hier keinen Shuttlebus, und da auch Taxis nicht in
ausreichender Anzahl verfügbar waren, blieb uns nichts
anderes übrig, als den Weg in die Stadt zu Fuß zurück
zu legen ein ca. 30-minütiger, wegen der vielen
Baustellen am Hafen aber unangenehmer Fußmarsch.
Gewissermaßen als Entschädigung für diese
Knausrigkeit bot uns MSC dann - allerdings unfreiwillig -
beim Ablegen das seltene Spektakel, das Schiff im Hafen
vermutlich auf Grund zu setzen; ca. zehn Meter vom Kai
entfernte ging es nach einem kurzen Ruck und heftigem
Schütteln und Knirschen zunächst weder vor noch
zurück, bis nach einer halben Stunde zwei Schlepper die
MSC Musica wieder flott machten.
23.11.: Seetag
24.11.: Ankunft in Genua, Heimreise
Alles in allem empfanden wir die Route als angenehm,
abwechslungsreich, mit vielen touristischen
Möglichkeiten und aufgrund der Seetag auch als sehr
erholsam und hätten nichts dagegen, sie noch einmal zu
befahren.
Das Wetter war während der Reise überwiegend heiter
bis bewölkt und meist trocken, lediglich in Casablanca
nieselte es ab und zu, und am Abreisetag herrschte in
Genua passend zur Stimmung starker Regen.
Die Temperaturen lagen durchgehend über 20° C, und
gerade auf den Kanaren hatten wir sommerliches Wetter mit
mehr als 25° C.
Das Schiff
Nachdem MSC das Kreuzfahrtgeschäft bisher mit
gebrauchter Tonnage und mit Neubauten bestritten hatte,
die eigentlich für die mittlerweile insolvente Festival
Cruises auf der Basis der Mistral geplant
gewesen waren, stellt die MSC Musica die
erste echte Neukonstruktion für das Unternehmen dar, auf
die man auch sehr stolz ist. Den Begriff Neukonstruktion
sollte man allerdings mit etwas Vorsicht gebrauchen, denn
auf den zweiten Blick zeigt sich doch recht deutlich,
dass die Konstrukteure tief ins Regal mit den Bauteilen
gegriffen haben. Bug- und Hecksektion ähneln denen der
MSC Lirica und ihrer Schwersterschiffe
deutlich, nur schwach kaschiert durch die vielen Balkone
und ein zusätzliches Deck, das das Schiff leider
toplastig wirken lässt. Der Mittelteil zeichnet sich
dadurch aus, dass er oberhalb der Rettungsboote nach
innen zurück versetzt ist (eben um die Breite der
Boote), ein Gestaltungselement, das auch bei der Queen
Mary 2 bereits Verwendung fand. Was bei der QM2
allerdings elegant wirkt, sieht bei der MSC Muscia
aufgrund der anderen Proportionen und dem reinweißen
Anstrich etwas unterernährt aus. Insgesamt ist die
MSC Muscia also kein besonderer Hingucker,
sondern wirkt aus manchen Blickwickeln eher wie die
große und bulimische Schwester der MSC Lirica.
Was der MSC Musica an äußerer
Schönheit fehlt, macht sie mit den inneren Werten aber
mehr als wett, auch und gerade im Vergleich zur Costa
Fortuna. Die Innendekoration der MSC Musica
ist zwar auch bunt aber wo die Costa Fortuna
in einem schrillen und aufdringlichen Sinne bunt ist,
glänzt, nein, schwelgt die MSC Musica in
einer geschmackvollen, unaufdringlichen, eleganten und
sorgfältig abgestimmten Farbenfreude, die das Design der
Costa Fortuna nicht einfach nur schlägt,
sondern förmlich deklassiert.
Vorherrschend sind an Bord kräftige, aber warme
Erdtöne wie braun, grün, dunkles orange und rot,
ergänzt durch fast verschwenderisch eingesetzen Marmor
und Messing. Durch die MSC Musica zu
schlendern war auch nach zwölf Tagen noch ein Genuss
für die Sinne, und wenn MSC auch die kommenden Neubauten
ähnlich gemackvoll einrichtet, ist das alleine schon
fast ein Grund, auf diesen Schiffen zu fahren.
Die wichtigsten Räumlichkeiten waren für uns
Folgende:
Foyer und Bar della Cascata auf Deck 5. Das
Foyer erstreckt sich über die Decks 5, 6 und 7 und
beherbergt Rezeption, Zahlmeisterei, diverse Geschäfte
und das Ausflugsbüro und geht nahtlos in die Bar della
Cascata über. Ausgestattet mit braun-beigem
Teppichboden, Geländern aus Glas und Messing,
Freitreppen aus dunklem Marmor und einfachen
cremefarbenen Verkleidungen der Decks ist dieser Platz
genau der richtige Ort für einen Kaffee nach dem Dinner.
Namensgeber und Blickfang ist ein Wasserfall, der über
beleuchtete Milchglaspanele über drei Decks in ein
Wasserbecken plätschert, das teilweise durch einen
Plexiglasboden abgedeckt ist, auf dem ein gläserner
Flügel seinen Platz hat. Auf Glasaufzüge wie auf
anderen Schiffen dieser Größenordnung hat man
verzichtet, und wir haben sie auch eigentlich nicht
vermisst.
Das größte Problem des Foyers (und auch mancher
anderen öffentlichen Bereiche) liegt in seiner fehlenden
Größe am Abend, und besonders vor dem Dinner war
es schlicht und einfach überfüllt, um so mehr, als sich
die Zugänge zum Speisesaal L´Oleandro direkt in
der Bar befanden, so dass vor den Mahlzeiten teilweise
Zustände herrschten wie in der Tokioter U-Bahn zu den
Stoßzeiten.
Der Speisesaal L´Oleandro unmittelbar hinter
der Bar della Cascata ist ebenfalls in Brauntönen
gehalten, mit stilisierten floralen Motiven verziert und
passend mit Stühlen mit braunen Mustern eingerichtet,
die trotz einer durchbrochenen Rückenlehne wesentlich
bequemer sind, als sie aussehen. Der Boden ist mit
passendem Teppichboden ausgelegt, die Hauptwege durch den
Saal mit hellem Marmor. Allerdings ist der Speisesaal
recht laut, wofür ich keine offenkundige Erklärung
anbieten kann; da ich aber die Deckenhöhe als niedriger
als auch anderen Schiffen empfunden habe, vermute ich
hier die Ursache. Außerdem weist der Speisesaal einige
Tische auf, bei deren Platzierung der Innenarchitekt
volltrunken gewesen sein muss sie liegen praktisch
inmitten eines Servicepunktes für die Kellner, so dass
man dort von Geschirrgeklapper umgeben ist, nur wenige
Zentimeter vom Sammelpunkt für die Essensreste entfernt
sitzt und aufgrund der mangelnden Zugänglichkeit noch
nicht einmal richtig bedient werden kann. Da wir das Pech
hatten, an einem dieser Tische zu landen, zitierten wir
(zum ersten Mal auf all unseren Reisen) am ersten Abend
einvernehmlich mit unseren Leidensgenossen am Tisch den
Maitre´d herbei, um einen anderen Tisch zu verlangen
eine Bitte, die uns auch anstandslos gewährt
wurde, nachdem der Maitre erleichtert festgestellt hatte,
dass es uns nicht um eine Umbuchung in die erste Sitzung
ging.
Der Speisesaal Le Maxim´s auf Deck 6 ist von
der Größe her dem Speisesaal L´Oleandro recht
ähnlich, allerdings mit leuchtend roten hochlehningen
Polsterstühlen eingerichtet. Da wir ihn nicht benutzten,
kann ich leider zu diesem Raum nichts weiter berichten.
Ebenfalls auf Deck 6 befinden sich die Blue Velvet
Bar und die Tucano Lounge. Die Blue Velvet Bar
verfügt gemäß ihres Namens über bequeme Sessel und
Bänke mit königsblauem Samtbezug und in einem schönen
Design mit Art-Deco-Anklängen; der Teppichboden in
blauen und braunen Tönen schafft einen schönen
Übergang zur Farbgestaltung des restlichen Schiffs und
verhindert einen allzu kühlen Eindruck. Die Tucano
Lounge wird von lila-violetter Einrichtung dominiert, der
farblich abgestimmte Teppichboden greift den Namen mit
der Darstellung stilisierten Tukane auf, und auch der
Wandschmuck zeigt Szenen dieser Tiere. Beide Plätze
werden für die Cocktail-Empfänge des Kapitäns genutzt
und sind in ihrer Eleganz auch dafür wie geschaffen;
auch sie sind allerdings zu klein, und einen Platz dort
zu finden, war nicht immer möglich.
Ein beeindruckender Raum ist das Teatro La Scala,
das sich über drei Decks erstreckt, wobei sich auf Decks
5 und 6 das Parkett befindet, auf Deck 7 ein Balkon.
Eingerichtet ist es mit weinroten Sesseln (für meinen
Geschmack mit etwas zu wenig Beinfreiheit, um wirklich
bequem zu sein) und rot-weißer, von Leuchtspots
durchbrochener Wandverkleidung. Die technische
Ausstattung ist ausreichend, um auch große Produktionen
zu inszenieren, bis hin zu modernster Lasertechnik.
Die Gli Archi Cafeteria auf Deck 13 ist der
Anlaufpunkt für diejenigen, die Verpflegung am
Selbstbedienungsbuffet schätzen und geht nahtlos in das
a-la-carte-Restaurant Il Giardino über
tatsächlich verfügt das Restaurant auch über
Ausgabetheken und wird unter Tags auch als Verlängerung
des Buffets genutzt. Die Einrichtung beider Restaurnats
besteht aus braunen Stühlen mit grün und rot bemusteren
Polstern, Tischen mit Marmor- und Chrom-Einlegearbeiten
und Böden aus dunklem Holz und hellem Marmor. Das Il
Giardino verfügt außerdem am Heck über einen kleinen,
von einer Marmorbrüstung umgebenen Platz mit einem
(künstlichen) Olivenbaum in der Mitte und
Kopfsteinplaster, an dem kleine und relativ intime Tische
platziert sind. Außerst interessant sind die
Außenwände, sie bestehen komplett aus bodenhohen
Scheiben, die durch eine besondere Montagetechnik auf
Rahmen verzichten und daher eine spektakuläre Aussicht
bieten. Leider ist auch dieser Bereich für die große
Zahl an Passagieren viel zu klein geraten wir
haben noch nie an einem Buffet solche Schlangen gesehen,
und zu den Essenszeiten einen Platz zu bekommen, war fast
unmöglich. Daher haben wir das Buffet nur sporadisch
genutzt und sind auch zum Frühstück und zum Mittagessen
in den Speisesaal ausgewichen.
Auf Deck 13 befinden sich auch die Poolbereiche (es
gibt zwei große Pools mit vier Whirlpools, die durch
die La Laguna Pool Bar getrennt werden, in
deren Umgebung sich auch viele gemütliche Sitzgruppen
finden. Die Flächen für die Sonnenliegen erstrecken
sich über die Decks 13, 14 und 15 (mit rutschsicherem
Bolideck-Belag) und wären eigentlich groß genug für
alle, wenn nicht die Unsitte des Reservierens auf der
MSC Musica fröhliche Urstände gefeiert
hätten an Seetagen waren häufig zwar nur die
Hälfte der Liegen besetzt, aber stets alle reserviert.
Diese Unsitte wird durch die Knausrigkeit MSCs mit den
Handtüchern gefördert: Man bekommt nicht (wie z.B. bei
Costa) die Handtücher auf dem Sonnendeck in beliebiger
Anzahl, sondern nur ein Handtuch auf die Kabine, für
dessen Verschwinden MSC auch die Verrechnung von 20
androht. Dadurch sind die Deckstewards nicht in
der Lage, reservierte Liegen einfach abzuräumen. Es
führt allerdings auch dazu, dass Handtücher von
unbewachten Liegen stibitzt werden, wobei wir regelrechte
Diebstahlketten beobachten konnten, da sich die
Bestohlenen häufig einfach woanders ein neues Handtuch
besorgten. Wenngleich ich Diebstahl nicht
billigen kann die Aufregung und Verlegenheit der
geprellten Liegenreservierer zu beobachten bot für uns
trotzdem einen gewissen Ausgleich für ihre
Unverschämtheit.
Ein Ärgernis der besonderen Art sind die Liegen an
sich. Sie bestehen aus Aluminiumrahmen mit einer
Kunststoffbespannung, sind aber für meine Gewichts- und
Größenklasse zu klein und zu weich, so dass immer
irgendwo ein Kante unangenehm drückte. Der Rückenteil
ist auch nur in zwei Neigungsstufen verstellbar, nämlich
fast flach und ganz flach und trug so nicht zu höherer
Bequemlichkeit bei. Auch der an der Liege montierte
Sonnenschutz (an sich eine gute Idee) rettete hier nichts
mehr. Die Liegen waren für mich so unbequem, dass ich es
nie länger als zwei Stunden auf einer aushalten konnte,
und es würde mich nicht überraschen, wenn der Entwurf
dieses Möbels auf Torquemada persönlich zurückgeführt
werden könnte.
Der erste Eindruck unserer Kabine auf Deck 9
(achtern, mit Balkon) war: Klein! Dies ist sicherlich
z.T. darauf zurückzuführen, dass wir uns bei unseren
Reisen mit Costa an deren überdurchschnittlich große
Quatiere gewöhnt hatten, z.T. aber auch auf die niedrige
Deckenhöhe, die sicherlich nur wenig über zwei Meter
beträgt, wenn überhaupt. Da sich an der Decke auch noch
Einrichtungen wie Sprenkler und Feuermelder befinden,
sollten sich Reisende von mehr als 1,90 m Größe auf
Ungelegenheiten einstellen. Von der Grundfläche her ist
die Kabine ca. 15 m² groß und liegt damit im guten
Kreuzfahrtdurchschnitt. Die Einrichtung besteht neben
einem großen Doppelbett (sehr bequem, weder zu hart noch
zu weich) aus einem Schminktisch mit einem Hocker, einem
Sessel und einem Glas-Tischchen, das allerdings wegen des
ovalen Fußes bei Seegang dazu neigte, umzukippen, ganz
egal, wie man es stellte. Farblich ist die Kabine in
Königsblau (Teppichboden, Vorhänge) und Weinrot
(Tagesdecke des Bettes, Hocker und Sessel sowie teilweise
die Wand über dem Kopfteil) dekoriert. Schminktisch,
Schrank und teilweise die Wand über dem Kopfteil des
Bettes sind mit einem dunklem Holz furniert (vermutlich
Esche dunkel), das allerdings sehr billig wirkt
ein Edelholz oder ein helles Nadelholz hätte viel besser
gepasst.
Der Stauraum ist für zwei Wochen für zwei Personen
völlig ausreichend, das Bad ist mit Dusche, Toilette und
Waschtisch dem Branchenstandard entsprechend ausgerüstet
und mit hellen Fliesen ausgelegt. Positiv ist anzumerken,
dass die Dusche einen ordentlichen und kräftigen
Wasserstrahl produzierte und nicht nur das auf manchen
anderen Schiffen übliche Spar-Getröpfel. Allerdings
musste man sich dadurch beim Duschen regelmäßig gegen
die Umarmung des Duschvorhangs zur Wehr setzen
eine Glasabtrennung wäre sicherlich kein Luxus gewesen.
Als besonders angenehm empfanden wir den Balkon. Er
ist mit gut 2 m² zwar recht klein, aber trotzdem für
zwei Korbstühle und ein -tischchen ausreichend (kein
echter Rattan, sondern ein Kunststoffgeflecht). Da die
Brüstung aus Glas besteht, bot er auch einen guten
Ausblick. Gut windgeschützt war dies der Ort, an dem wir
an Seetagen unser Frühstück genossen, am Abend noch
gerne einen Wein tranken und uns auch unter Tags aus dem
Trubel des Sonnendecks zurück ziehen konnten.
Für uns neu war eine Einrichtung in Form eines
kleinen Kartenlesegeräts neben er Tür, in die eine
unserer Bordkarten eingeführt werden musste, um das
Licht einschalten zu können und das dem Kabinensteward
anzeigte, ob die Kabine belegt war.
Da unsere Kabine sehr weit achtern lag, waren bei
Fahrtgeschwindigkeiten von mehr als ca. 15 Knoten
deutliche Vibrationen von den Antriebswellen und
-propellern zu spüren. Dies empfanden wir aber nicht als
störend, zumal die Kabine recht gut verarbeitet ist und
kaum klapperte.
Zwei Aspekte sind zum Schiff selbst noch anzumerken,
nämlich die Kinderkrankheiten und die See-Eigenschaften.
Die Kinderkrankheiten betreffen insbesondere die
Elektronik, und zwar die Aufzüge und die Bordkarten.
Die Aufzüge verweigerten ab und an die Entgegennahme
von Befehlen, löschten eigenständig die Eingaben und
fuhren alle möglichen Decks an außer dem, zu dem man
wollte. In der Folge benutzen wir häufig einfach die
Treppen.
Die Bordkarten die ja auch als
Kabinenschlüssel fungieren sperrten immer wieder
die Kabine nicht auf, was nur durch eine Neucodierung an
der Rezeption behoben werden konnte. Außerdem
verruschten sie auch immer wieder im Lesegerät in der
Kabine, so dass man gelegentlich unvermutet im Dunkeln
saß.
Außerdem klemmte unsere Kabinentür derartig, dass
man sich mittunter im Stile eines Action-Filmhelden
dagegen werfen musste, um die Tür zu öffnen.
Diese Kinderkrankheiten können sicherlich gebessert
werden bei den See-Eigenschaften dürfte dies nur
schwer möglich sein, und die sind einfach miserabel. Es
ist natürlich klar, dass ein Schiff auf dem Wasser ab
und an ins Schaukeln geraten kann, und es ist auch klar,
dass es auf dem Atlantik mehr rollt und stampft als im
Mittelmeer. Die MSC Musica tanzte aber
bereits bei ruhiger See und Windgeschwindigkeiten von
weniger als 30 km/h wie ein Korken auf den (eigentlich
gar nicht vorhandenen) Wellen, so dass etliche
Mitreisende an Seekrankheit litten und der Schiffsarzt
auch etliche Stürze zu behandeln hatte. Da meine Frau
und ich nicht seekrank werden, konnten wir das Ganze mit
Humor nehmen, fragen uns aber trotzdem, wie sich das
Schiff wohl verhält, wenn es wirklich einmal in schweres
Wetter gerät. Für eine Transatlantikfahrt würden wir
die MSC Musica auf keinen Fall empfehlen.
Die Verpflegung
Das Essen im Speisesaal war auch wenn es
einige Höhepunkte gab (besonders gern erinnere ich mich
hier an das Hühnerfleisch Taandori, es war ein echter
Hochgenuss) im Großen und Ganzen eher mäßig und
erreichte bei weitem nicht die Qualität, die auf der
Costa Fortuna geboten wurde. Die Speisen
waren meist flau gewürzt, das Fleisch teilweise recht
zäh, der Fisch häufig in Fett förmlich ersäuft und
die Beilagen zum größten Teil keiner weiteren
Erwähnung wert.
Negativ fiel auch die schlechte und lieblose
Präsentation auf, manchmal fehlte jegliche Verzierung
oder Finesse. Als Beispiel dafür nehme ich das oben
erwähnte sehr schmackhafte Hühnerfleisch Taandori: Auf
dem Teller befand sich links eine Kelle Reis (Plumps),
rechts ein Schlag Fleisch (Klatsch), und für das Auge
war das Ganze ungefähr so ansprechend wie ja,
jetzt muss ich doch den Begriff verwenden, den ich
eigentlich vermeiden wollte so ansprechend wie
Kantinenfutter.
Zu unserer Überraschung waren noch nicht einmal die
typisch italienischen Gerichte wie Pasta, Risotti oder
Spüßspeisen wesentlich besser als der Rest. Die Pasta
hätten aus der Dose stammen können, die Risotti waren
häufig versalzen, und bei den Süßspeisen muss ich
immer noch an eine Mousse denken, die von der Konsistenz
fatal an die Masse erinnerte, die auf dem Bau für das
Abdichten von Fenstern und Türen verwendet wird. Die
Portionen waren riesig, was wir aber wirklich nicht als
Vorteil verbuchten. Weniger und besser wäre sicherlich
der richtige Weg gewesen.
Auch am Buffet soweit wir es nutzen konnten
sah es nicht wesentlich besser aus. Abwechslung
gab es dort nicht, und die Salate (die wir gerade zu
Mittag als leichte Mahlzeit bevorzugen) waren häufig in
Unmengen von Öl oder Mayonnaise ertränkt. Das Geschirr
in der Cafeteria bestand zwar aus Kunststoff, aber
wenigstens nicht wie auf der Costa Fortuna
aus buntem Kleinkindplastik, sondern war in Weiß mit
blauem Rand gehalten. Einen wohl nicht mehr zu toppenden
Ausrutscher leistete sich MSC bei den Fruchtsaftbechern:
Hier wurden kleine weiße dünne Einwegbecher zum Einsatz
gebracht, von der Sorte, die man beim Arzt für das
Abgeben einer Urinprobe verwendet. Pfui, MSC!
Positv fiel die Auswahl und die Qualität von Brot
und Brötchen auf: Es gab neben den üblichen Brötchen
auch Vollkornbrot und -brötchen, Schwarzbrot und süße
Teilchen wie Croisants und Brioche in stets frischer und
guter Qualität.
Den Kaffee zu probieren verzichteten wir nach einem
kurzen Blick auf die Färbung dieser seltsamen Brühe und
hielten uns an den Tee, der zwar nur in Beuteln
verfügbar war, dafür aber in sehr guter Markenqualität
(Twinnings).
Als herausragend müssen zwei Mitternachtsbuffets
erwähnt werden: Das neapolitanische Buffet fand in der
Küche statt und bot nicht nur dem Gaumen etliche
Leckereien, sondern war so schön und liebevoll
angerichtet und verziert, dass es schade war, überhaupt
etwas zu essen, und übertraf damit das Gala-Buffet auf
der Costa Fortuna.
Das Buffet Magnifique am letzten Gala-Abend im Gli
Archi stetzte dann noch einen weiteren Höhepunkt
allein die Verzierungen waren kaum noch zu
überbieten, und hier zeigte die Küchencrew so richtig,
was sie leisten könnte, wenn man sie nur ließe.
Insgesamt ist das Thema Verpflegung auf
der MSC Muscia aber ein recht trauriges
Kapitel, das sie wohl recht viele Sympathien kostete.
Hier hat Costa ganz klar und deutlich die Nase vorn.
Das Personal
Das Führungspersonal der MSC Musica ist
überwiegend italienisch, das Service-Personal stammt
fast ausschließlich aus Südostasien und zeichnet sich
vor allem durch eines aus: Perfektion. Auf der MSC
Musica stimmt in Punkto Service alles. Unser
Kabinensteward räumte unsere Kabine mindestens zweimal
täglich auf, Wünsche mussten nur einmal geäußert
werden, und wurden dann für den Rest der Reise
zuverlässig erfüllt.
Auch die Kellner im Speisesaal bedienten vorbildlich,
und Neulinge wurden von erfahrenem Personal angeleitet,
so dass die Möglichkeit von Fehlern gar nicht erst
aufkam.
Auf dem Sonnendeck und in der Cafeteria hatte ein
leerer Teller eine Lebenserwartung von nur wenigen
Sekunden, bevor er abserviert wurde, und die Arbeit wurde
von allen immer freundlich, zuvorkommend und mit einem
Lächeln erledigt, und auch auf den Gängen wurde man als
Gast stets freundlich gegrüßt (was nach meinen
Erfahrungen durchaus nicht selbstverständlich ist).
Einziger Schwachpunkt war, dass Deutsch nicht oder
nur rudimentär gesprochen oder verstanden wurde; mit
Englisch kam man aber überall problemlos durch.
Ihr Trinkgeld hatten sich die Servicekräfte am Ende
der Reise daher redlich verdient.
Das Publikum
Wie auf unseren anderen Reisen erwarteten wir auf der
MSC Musica ein internationales Publikum
und hatten uns kräftig getäuscht. Auf unserer
Reise kamen ca. 2000 der knapp 3000 Gäste aus
Deutschland, der Rest aus Italien. Andere Nationen waren
wenn überhaupt - nur in homöopathischen
Konzentrationen vertreten, so dass auch die Durchsagen
nur auf italienisch, deutsch und englisch gegeben wurden.
Diese hohe Zahl deutscher Passagiere erklärt sicherlich
auch die Überfüllung der ersten Sitzung im Speisesaal.
Der Altersdurchschnitt war recht hoch (er lag sicherlich
bei Mitte 50 bis Anfang 60), Kinder waren fast keine an
Bord (abgesehen von einigen italienischen Kleinkindern).
Bei dieser Zusammensetzung vermissten wir das Flair,
das ein internationales Publikum verbreitet und das wir
sehr schätzen. Wir werden uns daher in Zukunft sehr
überlegen, ob wir wieder eine Reise buchen, die in
Deutschland stark beworben wird.
Die Unterhaltung
Bei diesem Kapitel bin ich versucht, einfach die
Frage in den Raum zu stellen Welche Unterhaltung?
- aber das wäre doch etwas unfair.
Unterhaltung unter Tags war allerdings praktisch
inexistent und beschränkte sich häufig auf solch
aufregenden Veranstaltungen wie Morgenspaziergang
mit dem Animationsteam, Stretching mit dem
Animationsteam und Aerobic mit dem
Animationsteam. Höhepunkte an Seetagen waren
Wir basteln eine Papierblume mit dem Animationsteam
und Wir basteln eine Papierschachtel mit dem
Animationsteam - alles irgendwie auf
Kindergartenniveau. Daneben gab es in der Crystal Lounge
ab und an Tanzunterricht. Anspruchsvolle Unterhaltung,
insbesondere Lesungen oder Vorträge, gab es nicht, eine
Weinprobe wurde lediglich einmal angeboten, erschien mir
aber mit 25 für sechs mittelmäßige junge
italienische Weine als überteuert. Wir sahen die Sache
aber trotzdem von der positiven Seite wenigsten
wurde uns aufdringliche Animation erspart.
Die Abendunterhaltung im Teatro La Scala war
ebenfalls eher schwach. Die Tanztruppe der MSC
Musica war zwar recht gut und war auch mit Herz und
Seele bei der Sache, aber mit Planung und Choreographie
der Shows hatte man sich nicht allzuviel Mühe gegeben,
so dass die Shows alle irgendwie gleich wirkten und nur
selten eine ordentliche Nummer beinhalteten. Die wenigen
Gastkünstler setzte man teilweise zu häufig ein; ein
Trio von chinesischen Schlangen-Damen war hervorragend
(diese Damen sind ganz klar ohne Wirbelsäule geboren
worden), aber auch das wird beim dritten Mal etwas
langweilig.
Wirklich bemerkenswert war ein hervorragender
italienischer Tenor (Enrico Scotto), der Opernarien
derartig hinreißend darbot, dass er zum Schluss
verdientermaßen stehende Ovationen bekam und gleich zwei
Zugaben geben musste.
Die MSC Musica verfügt leider nicht
über ein eigenes Bordorchester, was ich eigentlich von
einem Schiff erwarten würde, das vier Sterne
beansprucht. Die Musik kam daher immer vom Band.
Die Musiker in den Bars und Lounges boten wiederum
ein sehr gutes Niveau; besonders hervorzzuheben ist ein
weibliches Streich- und Klavierquartett, dass im Atrium
am Abend regelmäßig leichte Klassik zum Besten gab.
Eine Enttäuschung war der Großbildschirm auf Deck
15. Eigentlich hatten wir erwartet, dass eine solche
Einrichtung auch mal für eine abendliche Kinovorführung
unter freiem Himmel verwendet wird da war aber
Fehlanzeige. Der Bildschirm lief zwar meist den ganzen
Tag, brachte aber häufig nur die gleichen Werbefilme,
die auch das Bordfernsehen in der Kabine auf einigen
Kanälen übertrug.
Alles in allem kann MSC auch in Sachen Unterhaltung
nicht den Anschluss zu Costa finden und müsste hier
einfach mehr investieren, um nicht ganz abgehängt zu
werden.
Die Nebenkosten
Die Landausflüge bewegen sich von der
Kostenseite her im Rahmen der Branche und lagen für
einen Halbtagesausflug zwischen knapp 40 und knapp 50
, was wir als angemessen betrachteten.
Für das Trinkgeld empfiehlt MSC 6 pro
Tag und Person, was uns angesichts der Leistungen des
Servicepersonals als zu niedrig erschien wir haben
deswegen auch mehr gegeben. Allerdings sollte man die
automatische Abbuchung einstellen lassen; MSC wirbt zwar
damit, dass das Trinkgeld gerecht verteilt werde,
Erkundigungen bei mehreren Servicekräften ergab aber,
dass gerade bei ihnen recht wenig ankommt (nach mehreren
übereinstimmenden Auskünften wohl nur ca. 5 pro
Person für die gesamte Reise). Wir haben daher das
Trinkgeld auf alt herbrachte Weise am letzten Abend
persönlich überreicht.
Die Getränkepreise wurden erst kürzlich
erhöht. Eine Flasche Wasser (0,75 l) kostet im
Speisesaal 2,50 , ein Espresso an der Bar 1,10
, der Cocktail des Tages schlägt mit doch schon
beachtlichen 5,10 zu Buche, und ein normaler
Cocktail wird mit recht stolzen 6,40 abgerechnet.
Es werden mehrere Weinpaktete zu Preisen um die 100
angeboten.
Auch die Fotographien sind mit 12 für
eine kleine und 20 für eine großformatige
Aufnahme relativ teuer; wer solche Fotos kaufen möchte,
sollte bis zum letzten Tag warten, da dann im Rahmen
verschiedener Sonderangebote die Preise gesenkt werden.
Eine positive Ausnahme sind Postkarten: Karten
mit dem Motiv des Schiffes gibt es unglaublicherweise
kostenlos (Costa verlangt hier einen Euro), der
Postversand ist mit einem Euro pro Karte auch
vergleichsweise günstig.
Einige Nebenleistungen, die auf anderen Schiffen
nicht oder nur gegen Aufpreis angeboten werden, waren auf
der MSC Muscia kostenlos: So wurde uns
beispielsweise problemlos Bademäntel zur Verfügung
gestellt, auf der Kabine befand sich eine Schale mit
verschiedenem Obst, die auch während der Reise täglich
aufgefüllt wurde, und im Bad wurden stets Shampoo und
Duschbad zur Verfügung gestellt. Alles zwar nur
Kleinigkeiten, die jedoch zu einem positiven
Gesamteindruck beitragen.
Das Fazit
Wir haben eine sehr erholsame, abwechslungsreiche und
interessante Reise auf einem moderenen, ausgesprochen
schönen, wenn auch etwas überfülltem Schiff verbracht.
Gerade angesichts des fast unschlagbaren
Preis-Leistungsverhältnisses ist die MSC Musica
empfehlenswert, wenn man nicht ein ausgesprochener
Feinschmecker ist. Die vier Sterne plus, die sich MSC
selbst verliehen hat, verdient sie allerdings angesichts
der vorhandenen Schwächen nicht; wie die Costa
Fortuna liegt sie nach unserer Einschätzung im
guten drei-Sterne-plus-Bereich.
© Stefan Schöner 2006
fam-schoener@freenet.de
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