Kreuzfahrt zu den Kanarischen Inseln mit der Msc Musica
13.11. - 24.11.2006


Gesamter Inhalt: Kreuzfahrt Reiseberichte


Zu den Inseln des ewigen Frühlings mit der „MSC Musica“

 

Vorbemerkung

Nach unserer Reise auf der „Costa Fortuna“ im Frühjahr 2006 waren meine Frau und ich (beide Anfang 40) eigentlich entschlossen, zukünftig derartig große Mega-Schiffe zu meiden. Als uns allerdings ein Prospekt unseres Reisebüros für eine Reise mit der „MSC Musica“ - auf einem praktisch neuen Schiff also – in einer Balkonkabine für ca. 70,-- € pro Tag ins Haus flatterte, war dies für uns ein Angebot der Sorte, die man einfach nicht ausschlagen kann.
Außerdem reizte uns der Gedanke, relativ zeitnah zu unserer Fahrt auf der „Costa Fortuna“ ein Schiff kennen zu lernen, dass hinsichtlich Alter, Größe und Zielpublikum als direkter Konkurrent zu Costa am Markt positioniert ist. Daher finden sich im folgenden Bericht auch Vergleiche mit der „Costa Fortuna“, über die ich hier schon berichtete: http://www.cruiseferry.de/reiseberichte/costafortuna04.html


An- und Abreise, Organisation

Auch für diese Reise wählten wir das Flugzeug für die An- und Abreise (mit der Reise bei MSC gebucht), was auch tadellos funktionierte. In Mailand wurden wir von einer freundlichen Mitarbeiterin von MSC in Empfang genommen und zum Bus nach Genua gebracht, wobei sich allerdings die Abfahrt um eine gute halbe Stunde verzögerte – die Lufthansa hatte es nämlich fertig gebracht, auf dem kurzen Flug von Frankfurt das Gepäck von sechs Mitreisenden zu verlieren.
Als wir den Hafen von Genua nach gut zweistündiger Fahrt erreichten, begannen allerdings die Pannen. Zuerst wurde unser Bus auf einen Parkplatz für LKW-Anhäger dirrigiert und einfach dort stehen gelassen, und als wir endlich – gegen 14.15 Uhr – zum Schiff fahren durften, landeten wir auf einem Platz voller Kofferhaufen, leerer und voller Gepäck-Container und umherrasender Gabelstapler, aber ohne Hinweis, wohin man sich wenden sollte. Die Abfertigungshalle fanden wir dann nach der bewährten Herden-Taktik: Einfach den anderen folgen.
In der Halle stießen wir zu einer riesigen Schlange vor den Check-In-Schaltern, die allerdings erstaunlich schnell abgefertigt wurde, da MSC (anders als Costa in Savona) immerhin zehn Schalter eröffnet hatte. Der eigentliche Check-In dauerte daher entgegen den ersten Befürchtungen gerade mal eine Stunde, inclusice Vergabe der Einschiffungsnummer, Kreditkartenregistrierung, Foto für die Sicherheitskontrollen, Ausgabe der Bordkarte und obligatorischem Einschiffungsfoto – eigentlich also keine schlechte Leistung. An Bord durften wir allerdings noch nicht, und unser neu gewonnenes Vertrauen erhielt einen gewaltigen Dämpfer, als wir in der Wartehalle vor der Gangway (mittlerweile war es 15.15 Uhr, das Schiff sollte um 16.00 Uhr ablegen) feststellten, dass dort gerade die Einschiffungs-Nummern von 1 – 20 aufgerufen wurden – wir hatten immerhin Nr. 212. Daher blieb uns zunächst viel Zeit, die ebenfalls in Genua liegende „Costa Classica“ in Augenschein zu nehmen, das Personal von MSC beim Abbau und Verstauen des Getränkestandes zu beobachten und unseren Mitreisenden zuzuwinken, die bereits den Weg auf die „MSC Musica“ geschafft hatten und in Rettungswesten auf dem Promenadendeck auf das Ende der Rettungsübung warteten, an der teilzunehmen wir nicht das Privileg hatten. Als gegen 16.00 Uhr die Einschiffungsnummern bis 100 zum Aufruf kamen, zweifelten wir bereits, ob wir überhaupt mitfahren durften, und scheinbar merkten zu diesem Zeitpunkt auch die Verantwortlichen, dass noch mehrere hundert Gäste an Land warteten – kurz danach wurden einfach „alle anderen Nummern“ aufgerufen. In der prompt einsetzenden Stampede wurden wir mehr oder weniger ohne eigenes Zutun an Bord geschwemmt (passenderweise über eine Gangway, die fatal an ein Viehgatter auf einem Schlachthof erinnert) und von einer Hostess in Empfang genommen, die uns freundlicher-, aber auch überflüssigerweise den Weg zum nächsten Aufzug wies (er war nur wenige Schritte von der Gangwaypforte entfernt, und ich bin mir fast sicher, dass wir ihn auch allein gefunden hätten). Noch bevor wir unsere Kabine erreichten, vor der bereits unsere Koffer standen (sie waren erheblich schneller als wir an Bord – ich erwäge ernsthaft, mich beim nächsten Mal auch von einem Gabelstapler verfrachten zu lassen), setzte sich das Schiff bereits in Bewegung.
Alles in allem verlief die Einschiffung also wesentlich flotter als auf der „Costa Fortuna“; MSC dafür zu loben, fällt mir trotzdem schwer, da dieser Vorteil wohl nicht guter Organisation, sondern dem Zufall zu verdanken war.

Eine organisatorische Katastrophe ereignete sich nur 1 ½ Stunden später beim ersten Dinner. Offensichtlich hatten viel mehr Gäste die erste Sitzung gewählt als Plätze vorhanden waren, und MSC hatte deswegen die Wünsche der Gäste ganz einfach ignoriert, so dass sich nicht nur viele Reisende unfreiwillig in der zweiten Sitzung fanden (wie wir), sondern auch etliche in der ersten, die eigentlich in die zweite wollten. Die Sprechstunde des Maitre´d war bereits vor der Rettungsübung beendet gewesen, als noch viele Gäste an Land warteten, und als Resultat staute sich gegen 18.00 Uhr vor der Residenz des Maitre´d im Speisesaal L´Oleandro eine riesige aufgebrachte Menschenmenge – diejenigen, die zum Essen wollten, konnten nicht in den Speisesaal, weil der Eingang von denen blockiert war, die umbuchen wollten. Die sich hieraus ergebenden Szenen ließen uns den Ausbruch eines Bürgerkriegs befürchten, und wir zogen uns in der festen Überzeugung, dass sicherlich gleich Sicherheitskräfte mit Tränengas und Wasserwerfern auftauchen würden, schnellstens zurück und gaben uns zähneknirschend mit unserer zweiten Sitzung zufrieden – was sich übrigens sogar als günstig herausstellte, da die erste Sitzung bis zum letzten Platz vollgestopft war, wir dagegen mir mehr Ruhe und Muse essen konnten. Trotzdem finde ich den Vorfall für MSC mehr als peinlich, wenn man bedenkt, dass dies alles mit einem Hinweis am Check-In oder einem Schild „Umbuchung leider nicht möglich“ zu vermeiden gewesen wäre.

Die Organisation der Landausflüge dagegen klappte fast perfekt – die Busse standen rechtzeitig bereit, die Abfahrten waren zeitlich recht gut gespreizt, zum Teil wurden auch die Ausflüge von den Führern der einzelnen Gruppen mit unterschiedlichem Routenverlauf durchgeführt, so dass nur selten mehrere Busse gleichzeitig das gleiche Ziel ansteuerten und wir die Ausflugsziele in Ruhe bestaunen konnten. Hier könnte sich Costa durchaus ein Vorbild nehmen.

Die Ausschiffung und der Transfer zum Flughafen funktionierte ebenfalls reibungslos – wir gingen kurz nach dem Anlegen in Genua von Bord, wurden in unseren Transferbus eingewiesen und erreichten gegen Mittag Mailand-Malpensa.

Insgesamt lässt MSC hinsichtlich der Organisation einige gute Ansätze erkennen, hat aber ähnlich wie Costa noch einen langen Weg vor sich, bis die Führung solcher großen Menschenmengen wirklich reibungslos funktioniert.


Die Route

Bei unserer Route handelt es sich um eine touristische Standardroute, die so oder ähnlich von fast allen Kreuzfahrtgesellschaften angeboten wird:

13.11.: Anreise nach Genua und Einschiffung
14.11.: Barcelona; da wir erst gegen Mittag anlegten, fehlte etwas die Zeit für ausgedehnte Ausflüge. Daher bummelten wir über La Rambla, genossen das mediterrane Flair und beobachteten bei einem Espresso in einem der vielen Straßencafes das bunte Treiben, das allerdings zu einem Gutteil aus Touristen bestand, da neben der „MSC Musica“ auch die „Voyager of the Seas“ und die „Costa Concordia“ im Hafen lagen und allein von diesen drei Schiffen geschätzte 10000 Passagiere durch die Stadt wimmelten. MSC stellte einen Shuttlebus zur Verfügung, der mit 6,-- €/Person allerdings recht teuer war.
15.11.: Seetag
16.11.: Casablanca; hier nahmen wir an einem Halbtagesausflug durch die Stadt und zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten teil. Höhepunkt der Führung war zweifellos die Besichtigung der König-Hassan-II-Moschee, einem riesigem, prachtvollen und beeindruckendes Bauwerk. Unser einheimischer Führer war hervorragend informiert und vermittelte diese Informationen mit Witz und Esprit in einwandfreiem, leicht süddeutsch gefärbtem Deutsch (wie sich herausstellte, hatte er Deutsch bereits auf dem Gymnasium gelernt). Etwas gruselig nahmen sich dagegen die Sicherheitsvorkehrungen aus; neben dem Führer und dem Busfahrer war noch ein Asistent im Bus, und ein Sicherheitsmann folgte uns in einem PKW; hier lässt die politische Lage nach dem 11.9.2001 grüßen.
17.11.: Seetag
18.11.: Lanzarote; wir schlossen uns wiederum einem Halbtagesausflug an, der nach einem (wohl obligatorischen) Ritt auf einem Dromedar in die Feuerberge führte, wo wir nicht nur die bizarre und einzigartige Landschaft dieses Vulkangebiets genießen konnten, sondern auch die übliche Vorführung der noch vorhandenen vulkanischen Restaktivitäten demonstriert bekamen. Der Abschluss war eine Weinprobe auf einem der ansäßigen Weingüter, wo wir uns von der hohen Qualität des Lanzarote-Weins überzeugen konnten. Auch bei diesem Ausflug hatten wir einen ausgezeichneten Führer.
19.11.: Tenerifa; hier machten wir unseren letzten organisierten Ausflug nach Puerto de la Cruz mit, der sich leider als Reinfall entpuppte, da hier der Führer nicht die Standards erfüllte, die die Führer in Casablanca und Lanzarote gesetzt hatten. Die Besichtigung des botanischen Gartens wurde in 30 Minuten im Geschwindschritt abgespult, danach hatten wir in der Stadt 1 ½ Stunden zum Bummeln zur Verfügung, wobei unser Führer erst bei der Rückfahrt auf die Sehenswürdigkeiten hinwies, die interessant gewesen wären. Da Puerto de la Cruz eine interessante und quirlige Stadt ist, werden wir es bei nächster Gelegenheit wohl noch einmal auf eigene Faust besuchen.
20.11.: Madeira; da wir Funchal von zahlreichen Besuchen recht gut kennen, beschränkten wir uns darauf, in der Markthalle frisches exotisches Obst zu kaufen und eine ausgedehnte Weinprobe bei unserem bevorzugten Weinhändler zu machen (und bei dieser Gelegenheit selbstverständlich auch unsere Vorräte an Madeira-Wein aufzustocken). Einen Shuttlebus gab es nicht, aber eine ausreichende Zahl an Taxis am Kai, und der Fußweg vom Anleger in die Innenstadt ist mit ca. 20 Minuten auch nicht mehr als ein angenehmer Spaziergang.
21.11.: Seetag
22.11.: Malaga; da hier nur ein Vormittag zur Verfügung stand und wir die Sehenswürdigkeiten bereits kennen, suchten wir uns eine nettes Cafe in der Nähe der Kathedrale und sahen dem Kommen und Gehen bei einem Gläschen Malaga-Wein zu. Bedauerlicherweise stellte MSC auch hier keinen Shuttlebus, und da auch Taxis nicht in ausreichender Anzahl verfügbar waren, blieb uns nichts anderes übrig, als den Weg in die Stadt zu Fuß zurück zu legen – ein ca. 30-minütiger, wegen der vielen Baustellen am Hafen aber unangenehmer Fußmarsch.
Gewissermaßen als Entschädigung für diese Knausrigkeit bot uns MSC dann - allerdings unfreiwillig - beim Ablegen das seltene Spektakel, das Schiff im Hafen vermutlich auf Grund zu setzen; ca. zehn Meter vom Kai entfernte ging es nach einem kurzen Ruck und heftigem Schütteln und Knirschen zunächst weder vor noch zurück, bis nach einer halben Stunde zwei Schlepper die „MSC Musica“ wieder flott machten.
23.11.: Seetag
24.11.: Ankunft in Genua, Heimreise

Alles in allem empfanden wir die Route als angenehm, abwechslungsreich, mit vielen touristischen Möglichkeiten und aufgrund der Seetag auch als sehr erholsam und hätten nichts dagegen, sie noch einmal zu befahren.

Das Wetter war während der Reise überwiegend heiter bis bewölkt und meist trocken, lediglich in Casablanca nieselte es ab und zu, und am Abreisetag herrschte in Genua – passend zur Stimmung – starker Regen. Die Temperaturen lagen durchgehend über 20° C, und gerade auf den Kanaren hatten wir sommerliches Wetter mit mehr als 25° C.


Das Schiff

Nachdem MSC das Kreuzfahrtgeschäft bisher mit gebrauchter Tonnage und mit Neubauten bestritten hatte, die eigentlich für die mittlerweile insolvente Festival Cruises auf der Basis der „Mistral“ geplant gewesen waren, stellt die „MSC Musica“ die erste echte Neukonstruktion für das Unternehmen dar, auf die man auch sehr stolz ist. Den Begriff „Neukonstruktion“ sollte man allerdings mit etwas Vorsicht gebrauchen, denn auf den zweiten Blick zeigt sich doch recht deutlich, dass die Konstrukteure tief ins Regal mit den Bauteilen gegriffen haben. Bug- und Hecksektion ähneln denen der „MSC Lirica“ und ihrer Schwersterschiffe deutlich, nur schwach kaschiert durch die vielen Balkone und ein zusätzliches Deck, das das Schiff leider toplastig wirken lässt. Der Mittelteil zeichnet sich dadurch aus, dass er oberhalb der Rettungsboote nach innen zurück versetzt ist (eben um die Breite der Boote), ein Gestaltungselement, das auch bei der „Queen Mary 2“ bereits Verwendung fand. Was bei der QM2 allerdings elegant wirkt, sieht bei der „MSC Muscia“ aufgrund der anderen Proportionen und dem reinweißen Anstrich etwas unterernährt aus. Insgesamt ist die „MSC Muscia“ also kein besonderer Hingucker, sondern wirkt aus manchen Blickwickeln eher wie die große und bulimische Schwester der „MSC Lirica“.

Was der „MSC Musica“ an äußerer Schönheit fehlt, macht sie mit den inneren Werten aber mehr als wett, auch und gerade im Vergleich zur „Costa Fortuna“. Die Innendekoration der „MSC Musica“ ist zwar auch bunt – aber wo die „Costa Fortuna“ in einem schrillen und aufdringlichen Sinne bunt ist, glänzt, nein, schwelgt die „MSC Musica“ in einer geschmackvollen, unaufdringlichen, eleganten und sorgfältig abgestimmten Farbenfreude, die das Design der „Costa Fortuna“ nicht einfach nur schlägt, sondern förmlich deklassiert.
Vorherrschend sind an Bord kräftige, aber warme Erdtöne wie braun, grün, dunkles orange und rot, ergänzt durch fast verschwenderisch eingesetzen Marmor und Messing. Durch die „MSC Musica“ zu schlendern war auch nach zwölf Tagen noch ein Genuss für die Sinne, und wenn MSC auch die kommenden Neubauten ähnlich gemackvoll einrichtet, ist das alleine schon fast ein Grund, auf diesen Schiffen zu fahren.

Die wichtigsten Räumlichkeiten waren für uns Folgende:
Foyer und Bar della Cascata auf Deck 5. Das Foyer erstreckt sich über die Decks 5, 6 und 7 und beherbergt Rezeption, Zahlmeisterei, diverse Geschäfte und das Ausflugsbüro und geht nahtlos in die Bar della Cascata über. Ausgestattet mit braun-beigem Teppichboden, Geländern aus Glas und Messing, Freitreppen aus dunklem Marmor und einfachen cremefarbenen Verkleidungen der Decks ist dieser Platz genau der richtige Ort für einen Kaffee nach dem Dinner. Namensgeber und Blickfang ist ein Wasserfall, der über beleuchtete Milchglaspanele über drei Decks in ein Wasserbecken plätschert, das teilweise durch einen Plexiglasboden abgedeckt ist, auf dem ein gläserner Flügel seinen Platz hat. Auf Glasaufzüge wie auf anderen Schiffen dieser Größenordnung hat man verzichtet, und wir haben sie auch eigentlich nicht vermisst.
Das größte Problem des Foyers (und auch mancher anderen öffentlichen Bereiche) liegt in seiner fehlenden Größe – am Abend, und besonders vor dem Dinner war es schlicht und einfach überfüllt, um so mehr, als sich die Zugänge zum Speisesaal L´Oleandro direkt in der Bar befanden, so dass vor den Mahlzeiten teilweise Zustände herrschten wie in der Tokioter U-Bahn zu den Stoßzeiten.
Der Speisesaal L´Oleandro unmittelbar hinter der Bar della Cascata ist ebenfalls in Brauntönen gehalten, mit stilisierten floralen Motiven verziert und passend mit Stühlen mit braunen Mustern eingerichtet, die trotz einer durchbrochenen Rückenlehne wesentlich bequemer sind, als sie aussehen. Der Boden ist mit passendem Teppichboden ausgelegt, die Hauptwege durch den Saal mit hellem Marmor. Allerdings ist der Speisesaal recht laut, wofür ich keine offenkundige Erklärung anbieten kann; da ich aber die Deckenhöhe als niedriger als auch anderen Schiffen empfunden habe, vermute ich hier die Ursache. Außerdem weist der Speisesaal einige Tische auf, bei deren Platzierung der Innenarchitekt volltrunken gewesen sein muss – sie liegen praktisch inmitten eines Servicepunktes für die Kellner, so dass man dort von Geschirrgeklapper umgeben ist, nur wenige Zentimeter vom Sammelpunkt für die Essensreste entfernt sitzt und aufgrund der mangelnden Zugänglichkeit noch nicht einmal richtig bedient werden kann. Da wir das Pech hatten, an einem dieser Tische zu landen, zitierten wir (zum ersten Mal auf all unseren Reisen) am ersten Abend einvernehmlich mit unseren Leidensgenossen am Tisch den Maitre´d herbei, um einen anderen Tisch zu verlangen – eine Bitte, die uns auch anstandslos gewährt wurde, nachdem der Maitre erleichtert festgestellt hatte, dass es uns nicht um eine Umbuchung in die erste Sitzung ging.
Der Speisesaal Le Maxim´s auf Deck 6 ist von der Größe her dem Speisesaal L´Oleandro recht ähnlich, allerdings mit leuchtend roten hochlehningen Polsterstühlen eingerichtet. Da wir ihn nicht benutzten, kann ich leider zu diesem Raum nichts weiter berichten.
Ebenfalls auf Deck 6 befinden sich die Blue Velvet Bar und die Tucano Lounge. Die Blue Velvet Bar verfügt gemäß ihres Namens über bequeme Sessel und Bänke mit königsblauem Samtbezug und in einem schönen Design mit Art-Deco-Anklängen; der Teppichboden in blauen und braunen Tönen schafft einen schönen Übergang zur Farbgestaltung des restlichen Schiffs und verhindert einen allzu kühlen Eindruck. Die Tucano Lounge wird von lila-violetter Einrichtung dominiert, der farblich abgestimmte Teppichboden greift den Namen mit der Darstellung stilisierten Tukane auf, und auch der Wandschmuck zeigt Szenen dieser Tiere. Beide Plätze werden für die Cocktail-Empfänge des Kapitäns genutzt und sind in ihrer Eleganz auch dafür wie geschaffen; auch sie sind allerdings zu klein, und einen Platz dort zu finden, war nicht immer möglich.
Ein beeindruckender Raum ist das Teatro La Scala, das sich über drei Decks erstreckt, wobei sich auf Decks 5 und 6 das Parkett befindet, auf Deck 7 ein Balkon. Eingerichtet ist es mit weinroten Sesseln (für meinen Geschmack mit etwas zu wenig Beinfreiheit, um wirklich bequem zu sein) und rot-weißer, von Leuchtspots durchbrochener Wandverkleidung. Die technische Ausstattung ist ausreichend, um auch große Produktionen zu inszenieren, bis hin zu modernster Lasertechnik.
Die Gli Archi Cafeteria auf Deck 13 ist der Anlaufpunkt für diejenigen, die Verpflegung am Selbstbedienungsbuffet schätzen und geht nahtlos in das a-la-carte-Restaurant Il Giardino über – tatsächlich verfügt das Restaurant auch über Ausgabetheken und wird unter Tags auch als Verlängerung des Buffets genutzt. Die Einrichtung beider Restaurnats besteht aus braunen Stühlen mit grün und rot bemusteren Polstern, Tischen mit Marmor- und Chrom-Einlegearbeiten und Böden aus dunklem Holz und hellem Marmor. Das Il Giardino verfügt außerdem am Heck über einen kleinen, von einer Marmorbrüstung umgebenen Platz mit einem (künstlichen) Olivenbaum in der Mitte und Kopfsteinplaster, an dem kleine und relativ intime Tische platziert sind. Außerst interessant sind die Außenwände, sie bestehen komplett aus bodenhohen Scheiben, die durch eine besondere Montagetechnik auf Rahmen verzichten und daher eine spektakuläre Aussicht bieten. Leider ist auch dieser Bereich für die große Zahl an Passagieren viel zu klein geraten – wir haben noch nie an einem Buffet solche Schlangen gesehen, und zu den Essenszeiten einen Platz zu bekommen, war fast unmöglich. Daher haben wir das Buffet nur sporadisch genutzt und sind auch zum Frühstück und zum Mittagessen in den Speisesaal ausgewichen.
Auf Deck 13 befinden sich auch die Poolbereiche (es gibt zwei große Pools mit vier Whirlpools, die durch die La Laguna Pool Bar getrennt werden, in deren Umgebung sich auch viele gemütliche Sitzgruppen finden. Die Flächen für die Sonnenliegen erstrecken sich über die Decks 13, 14 und 15 (mit rutschsicherem Bolideck-Belag) und wären eigentlich groß genug für alle, wenn nicht die Unsitte des Reservierens auf der „MSC Musica“ fröhliche Urstände gefeiert hätten – an Seetagen waren häufig zwar nur die Hälfte der Liegen besetzt, aber stets alle reserviert. Diese Unsitte wird durch die Knausrigkeit MSCs mit den Handtüchern gefördert: Man bekommt nicht (wie z.B. bei Costa) die Handtücher auf dem Sonnendeck in beliebiger Anzahl, sondern nur ein Handtuch auf die Kabine, für dessen Verschwinden MSC auch die Verrechnung von 20 € androht. Dadurch sind die Deckstewards nicht in der Lage, reservierte Liegen einfach abzuräumen. Es führt allerdings auch dazu, dass Handtücher von unbewachten Liegen stibitzt werden, wobei wir regelrechte Diebstahlketten beobachten konnten, da sich die Bestohlenen häufig einfach woanders ein neues Handtuch „besorgten“. Wenngleich ich Diebstahl nicht billigen kann – die Aufregung und Verlegenheit der geprellten Liegenreservierer zu beobachten bot für uns trotzdem einen gewissen Ausgleich für ihre Unverschämtheit.
Ein Ärgernis der besonderen Art sind die Liegen an sich. Sie bestehen aus Aluminiumrahmen mit einer Kunststoffbespannung, sind aber für meine Gewichts- und Größenklasse zu klein und zu weich, so dass immer irgendwo ein Kante unangenehm drückte. Der Rückenteil ist auch nur in zwei Neigungsstufen verstellbar, nämlich fast flach und ganz flach und trug so nicht zu höherer Bequemlichkeit bei. Auch der an der Liege montierte Sonnenschutz (an sich eine gute Idee) rettete hier nichts mehr. Die Liegen waren für mich so unbequem, dass ich es nie länger als zwei Stunden auf einer aushalten konnte, und es würde mich nicht überraschen, wenn der Entwurf dieses Möbels auf Torquemada persönlich zurückgeführt werden könnte.

Der erste Eindruck unserer Kabine auf Deck 9 (achtern, mit Balkon) war: Klein! Dies ist sicherlich z.T. darauf zurückzuführen, dass wir uns bei unseren Reisen mit Costa an deren überdurchschnittlich große Quatiere gewöhnt hatten, z.T. aber auch auf die niedrige Deckenhöhe, die sicherlich nur wenig über zwei Meter beträgt, wenn überhaupt. Da sich an der Decke auch noch Einrichtungen wie Sprenkler und Feuermelder befinden, sollten sich Reisende von mehr als 1,90 m Größe auf Ungelegenheiten einstellen. Von der Grundfläche her ist die Kabine ca. 15 m² groß und liegt damit im guten Kreuzfahrtdurchschnitt. Die Einrichtung besteht neben einem großen Doppelbett (sehr bequem, weder zu hart noch zu weich) aus einem Schminktisch mit einem Hocker, einem Sessel und einem Glas-Tischchen, das allerdings wegen des ovalen Fußes bei Seegang dazu neigte, umzukippen, ganz egal, wie man es stellte. Farblich ist die Kabine in Königsblau (Teppichboden, Vorhänge) und Weinrot (Tagesdecke des Bettes, Hocker und Sessel sowie teilweise die Wand über dem Kopfteil) dekoriert. Schminktisch, Schrank und teilweise die Wand über dem Kopfteil des Bettes sind mit einem dunklem Holz furniert (vermutlich Esche dunkel), das allerdings sehr billig wirkt – ein Edelholz oder ein helles Nadelholz hätte viel besser gepasst.
Der Stauraum ist für zwei Wochen für zwei Personen völlig ausreichend, das Bad ist mit Dusche, Toilette und Waschtisch dem Branchenstandard entsprechend ausgerüstet und mit hellen Fliesen ausgelegt. Positiv ist anzumerken, dass die Dusche einen ordentlichen und kräftigen Wasserstrahl produzierte und nicht nur das auf manchen anderen Schiffen übliche Spar-Getröpfel. Allerdings musste man sich dadurch beim Duschen regelmäßig gegen die Umarmung des Duschvorhangs zur Wehr setzen – eine Glasabtrennung wäre sicherlich kein Luxus gewesen.
Als besonders angenehm empfanden wir den Balkon. Er ist mit gut 2 m² zwar recht klein, aber trotzdem für zwei Korbstühle und ein -tischchen ausreichend (kein echter Rattan, sondern ein Kunststoffgeflecht). Da die Brüstung aus Glas besteht, bot er auch einen guten Ausblick. Gut windgeschützt war dies der Ort, an dem wir an Seetagen unser Frühstück genossen, am Abend noch gerne einen Wein tranken und uns auch unter Tags aus dem Trubel des Sonnendecks zurück ziehen konnten.
Für uns neu war eine Einrichtung in Form eines kleinen Kartenlesegeräts neben er Tür, in die eine unserer Bordkarten eingeführt werden musste, um das Licht einschalten zu können und das dem Kabinensteward anzeigte, ob die Kabine belegt war.
Da unsere Kabine sehr weit achtern lag, waren bei Fahrtgeschwindigkeiten von mehr als ca. 15 Knoten deutliche Vibrationen von den Antriebswellen und -propellern zu spüren. Dies empfanden wir aber nicht als störend, zumal die Kabine recht gut verarbeitet ist und kaum klapperte.

Zwei Aspekte sind zum Schiff selbst noch anzumerken, nämlich die Kinderkrankheiten und die See-Eigenschaften.
Die Kinderkrankheiten betreffen insbesondere die Elektronik, und zwar die Aufzüge und die Bordkarten.
Die Aufzüge verweigerten ab und an die Entgegennahme von Befehlen, löschten eigenständig die Eingaben und fuhren alle möglichen Decks an außer dem, zu dem man wollte. In der Folge benutzen wir häufig einfach die Treppen.
Die Bordkarten – die ja auch als Kabinenschlüssel fungieren – sperrten immer wieder die Kabine nicht auf, was nur durch eine Neucodierung an der Rezeption behoben werden konnte. Außerdem verruschten sie auch immer wieder im Lesegerät in der Kabine, so dass man gelegentlich unvermutet im Dunkeln saß.
Außerdem klemmte unsere Kabinentür derartig, dass man sich mittunter im Stile eines Action-Filmhelden dagegen werfen musste, um die Tür zu öffnen.
Diese Kinderkrankheiten können sicherlich gebessert werden – bei den See-Eigenschaften dürfte dies nur schwer möglich sein, und die sind einfach miserabel. Es ist natürlich klar, dass ein Schiff auf dem Wasser ab und an ins Schaukeln geraten kann, und es ist auch klar, dass es auf dem Atlantik mehr rollt und stampft als im Mittelmeer. Die „MSC Musica“ tanzte aber bereits bei ruhiger See und Windgeschwindigkeiten von weniger als 30 km/h wie ein Korken auf den (eigentlich gar nicht vorhandenen) Wellen, so dass etliche Mitreisende an Seekrankheit litten und der Schiffsarzt auch etliche Stürze zu behandeln hatte. Da meine Frau und ich nicht seekrank werden, konnten wir das Ganze mit Humor nehmen, fragen uns aber trotzdem, wie sich das Schiff wohl verhält, wenn es wirklich einmal in schweres Wetter gerät. Für eine Transatlantikfahrt würden wir die „MSC Musica“ auf keinen Fall empfehlen.


Die Verpflegung

Das Essen im Speisesaal war – auch wenn es einige Höhepunkte gab (besonders gern erinnere ich mich hier an das Hühnerfleisch Taandori, es war ein echter Hochgenuss) – im Großen und Ganzen eher mäßig und erreichte bei weitem nicht die Qualität, die auf der „Costa Fortuna“ geboten wurde. Die Speisen waren meist flau gewürzt, das Fleisch teilweise recht zäh, der Fisch häufig in Fett förmlich ersäuft und die Beilagen zum größten Teil keiner weiteren Erwähnung wert.
Negativ fiel auch die schlechte und lieblose Präsentation auf, manchmal fehlte jegliche Verzierung oder Finesse. Als Beispiel dafür nehme ich das oben erwähnte sehr schmackhafte Hühnerfleisch Taandori: Auf dem Teller befand sich links eine Kelle Reis (Plumps), rechts ein Schlag Fleisch (Klatsch), und für das Auge war das Ganze ungefähr so ansprechend wie – ja, jetzt muss ich doch den Begriff verwenden, den ich eigentlich vermeiden wollte – so ansprechend wie Kantinenfutter.
Zu unserer Überraschung waren noch nicht einmal die typisch italienischen Gerichte wie Pasta, Risotti oder Spüßspeisen wesentlich besser als der Rest. Die Pasta hätten aus der Dose stammen können, die Risotti waren häufig versalzen, und bei den Süßspeisen muss ich immer noch an eine Mousse denken, die von der Konsistenz fatal an die Masse erinnerte, die auf dem Bau für das Abdichten von Fenstern und Türen verwendet wird. Die Portionen waren riesig, was wir aber wirklich nicht als Vorteil verbuchten. Weniger und besser wäre sicherlich der richtige Weg gewesen.
Auch am Buffet – soweit wir es nutzen konnten – sah es nicht wesentlich besser aus. Abwechslung gab es dort nicht, und die Salate (die wir gerade zu Mittag als leichte Mahlzeit bevorzugen) waren häufig in Unmengen von Öl oder Mayonnaise ertränkt. Das Geschirr in der Cafeteria bestand zwar aus Kunststoff, aber wenigstens nicht wie auf der „Costa Fortuna“ aus buntem Kleinkindplastik, sondern war in Weiß mit blauem Rand gehalten. Einen wohl nicht mehr zu toppenden Ausrutscher leistete sich MSC bei den Fruchtsaftbechern: Hier wurden kleine weiße dünne Einwegbecher zum Einsatz gebracht, von der Sorte, die man beim Arzt für das Abgeben einer Urinprobe verwendet. Pfui, MSC!

Positv fiel die Auswahl und die Qualität von Brot und Brötchen auf: Es gab neben den üblichen Brötchen auch Vollkornbrot und -brötchen, Schwarzbrot und süße Teilchen wie Croisants und Brioche in stets frischer und guter Qualität.
Den Kaffee zu probieren verzichteten wir nach einem kurzen Blick auf die Färbung dieser seltsamen Brühe und hielten uns an den Tee, der zwar nur in Beuteln verfügbar war, dafür aber in sehr guter Markenqualität (Twinnings).

Als herausragend müssen zwei Mitternachtsbuffets erwähnt werden: Das neapolitanische Buffet fand in der Küche statt und bot nicht nur dem Gaumen etliche Leckereien, sondern war so schön und liebevoll angerichtet und verziert, dass es schade war, überhaupt etwas zu essen, und übertraf damit das Gala-Buffet auf der „Costa Fortuna“.
Das Buffet Magnifique am letzten Gala-Abend im Gli Archi stetzte dann noch einen weiteren Höhepunkt – allein die Verzierungen waren kaum noch zu überbieten, und hier zeigte die Küchencrew so richtig, was sie leisten könnte, wenn man sie nur ließe.

Insgesamt ist das Thema „Verpflegung“ auf der „MSC Muscia“ aber ein recht trauriges Kapitel, das sie wohl recht viele Sympathien kostete. Hier hat Costa ganz klar und deutlich die Nase vorn.


Das Personal

Das Führungspersonal der „MSC Musica“ ist überwiegend italienisch, das Service-Personal stammt fast ausschließlich aus Südostasien und zeichnet sich vor allem durch eines aus: Perfektion. Auf der „MSC Musica“ stimmt in Punkto Service alles. Unser Kabinensteward räumte unsere Kabine mindestens zweimal täglich auf, Wünsche mussten nur einmal geäußert werden, und wurden dann für den Rest der Reise zuverlässig erfüllt.
Auch die Kellner im Speisesaal bedienten vorbildlich, und Neulinge wurden von erfahrenem Personal angeleitet, so dass die Möglichkeit von Fehlern gar nicht erst aufkam.
Auf dem Sonnendeck und in der Cafeteria hatte ein leerer Teller eine Lebenserwartung von nur wenigen Sekunden, bevor er abserviert wurde, und die Arbeit wurde von allen immer freundlich, zuvorkommend und mit einem Lächeln erledigt, und auch auf den Gängen wurde man als Gast stets freundlich gegrüßt (was nach meinen Erfahrungen durchaus nicht selbstverständlich ist).
Einziger Schwachpunkt war, dass Deutsch nicht oder nur rudimentär gesprochen oder verstanden wurde; mit Englisch kam man aber überall problemlos durch.
Ihr Trinkgeld hatten sich die Servicekräfte am Ende der Reise daher redlich verdient.


Das Publikum

Wie auf unseren anderen Reisen erwarteten wir auf der „MSC Musica“ ein internationales Publikum – und hatten uns kräftig getäuscht. Auf unserer Reise kamen ca. 2000 der knapp 3000 Gäste aus Deutschland, der Rest aus Italien. Andere Nationen waren – wenn überhaupt - nur in homöopathischen Konzentrationen vertreten, so dass auch die Durchsagen nur auf italienisch, deutsch und englisch gegeben wurden. Diese hohe Zahl deutscher Passagiere erklärt sicherlich auch die Überfüllung der ersten Sitzung im Speisesaal. Der Altersdurchschnitt war recht hoch (er lag sicherlich bei Mitte 50 bis Anfang 60), Kinder waren fast keine an Bord (abgesehen von einigen italienischen Kleinkindern).
Bei dieser Zusammensetzung vermissten wir das Flair, das ein internationales Publikum verbreitet und das wir sehr schätzen. Wir werden uns daher in Zukunft sehr überlegen, ob wir wieder eine Reise buchen, die in Deutschland stark beworben wird.


Die Unterhaltung

Bei diesem Kapitel bin ich versucht, einfach die Frage in den Raum zu stellen „Welche Unterhaltung?“ - aber das wäre doch etwas unfair.
Unterhaltung unter Tags war allerdings praktisch inexistent und beschränkte sich häufig auf solch aufregenden Veranstaltungen wie „Morgenspaziergang mit dem Animationsteam“, „Stretching mit dem Animationsteam“ und „Aerobic mit dem Animationsteam“. Höhepunkte an Seetagen waren „Wir basteln eine Papierblume mit dem Animationsteam“ und „Wir basteln eine Papierschachtel mit dem Animationsteam“ - alles irgendwie auf Kindergartenniveau. Daneben gab es in der Crystal Lounge ab und an Tanzunterricht. Anspruchsvolle Unterhaltung, insbesondere Lesungen oder Vorträge, gab es nicht, eine Weinprobe wurde lediglich einmal angeboten, erschien mir aber mit 25 € für sechs mittelmäßige junge italienische Weine als überteuert. Wir sahen die Sache aber trotzdem von der positiven Seite – wenigsten wurde uns aufdringliche Animation erspart.

Die Abendunterhaltung im Teatro La Scala war ebenfalls eher schwach. Die Tanztruppe der „MSC Musica“ war zwar recht gut und war auch mit Herz und Seele bei der Sache, aber mit Planung und Choreographie der Shows hatte man sich nicht allzuviel Mühe gegeben, so dass die Shows alle irgendwie gleich wirkten und nur selten eine ordentliche Nummer beinhalteten. Die wenigen Gastkünstler setzte man teilweise zu häufig ein; ein Trio von chinesischen Schlangen-Damen war hervorragend (diese Damen sind ganz klar ohne Wirbelsäule geboren worden), aber auch das wird beim dritten Mal etwas langweilig.
Wirklich bemerkenswert war ein hervorragender italienischer Tenor (Enrico Scotto), der Opernarien derartig hinreißend darbot, dass er zum Schluss verdientermaßen stehende Ovationen bekam und gleich zwei Zugaben geben musste.
Die „MSC Musica“ verfügt leider nicht über ein eigenes Bordorchester, was ich eigentlich von einem Schiff erwarten würde, das vier Sterne beansprucht. Die Musik kam daher immer vom Band.

Die Musiker in den Bars und Lounges boten wiederum ein sehr gutes Niveau; besonders hervorzzuheben ist ein weibliches Streich- und Klavierquartett, dass im Atrium am Abend regelmäßig leichte Klassik zum Besten gab.

Eine Enttäuschung war der Großbildschirm auf Deck 15. Eigentlich hatten wir erwartet, dass eine solche Einrichtung auch mal für eine abendliche Kinovorführung unter freiem Himmel verwendet wird – da war aber Fehlanzeige. Der Bildschirm lief zwar meist den ganzen Tag, brachte aber häufig nur die gleichen Werbefilme, die auch das Bordfernsehen in der Kabine auf einigen Kanälen übertrug.

Alles in allem kann MSC auch in Sachen Unterhaltung nicht den Anschluss zu Costa finden und müsste hier einfach mehr investieren, um nicht ganz abgehängt zu werden.


Die Nebenkosten

Die Landausflüge bewegen sich von der Kostenseite her im Rahmen der Branche und lagen für einen Halbtagesausflug zwischen knapp 40 und knapp 50 €, was wir als angemessen betrachteten.

Für das Trinkgeld empfiehlt MSC 6 € pro Tag und Person, was uns angesichts der Leistungen des Servicepersonals als zu niedrig erschien – wir haben deswegen auch mehr gegeben. Allerdings sollte man die automatische Abbuchung einstellen lassen; MSC wirbt zwar damit, dass das Trinkgeld gerecht verteilt werde, Erkundigungen bei mehreren Servicekräften ergab aber, dass gerade bei ihnen recht wenig ankommt (nach mehreren übereinstimmenden Auskünften wohl nur ca. 5 € pro Person für die gesamte Reise). Wir haben daher das Trinkgeld auf alt herbrachte Weise am letzten Abend persönlich überreicht.

Die Getränkepreise wurden erst kürzlich erhöht. Eine Flasche Wasser (0,75 l) kostet im Speisesaal 2,50 €, ein Espresso an der Bar 1,10 €, der Cocktail des Tages schlägt mit doch schon beachtlichen 5,10 € zu Buche, und ein normaler Cocktail wird mit recht stolzen 6,40 € abgerechnet. Es werden mehrere Weinpaktete zu Preisen um die 100 € angeboten.

Auch die Fotographien sind mit 12 € für eine kleine und 20 € für eine großformatige Aufnahme relativ teuer; wer solche Fotos kaufen möchte, sollte bis zum letzten Tag warten, da dann im Rahmen verschiedener Sonderangebote die Preise gesenkt werden.

Eine positive Ausnahme sind Postkarten: Karten mit dem Motiv des Schiffes gibt es unglaublicherweise kostenlos (Costa verlangt hier einen Euro), der Postversand ist mit einem Euro pro Karte auch vergleichsweise günstig.

Einige Nebenleistungen, die auf anderen Schiffen nicht oder nur gegen Aufpreis angeboten werden, waren auf der „MSC Muscia“ kostenlos: So wurde uns beispielsweise problemlos Bademäntel zur Verfügung gestellt, auf der Kabine befand sich eine Schale mit verschiedenem Obst, die auch während der Reise täglich aufgefüllt wurde, und im Bad wurden stets Shampoo und Duschbad zur Verfügung gestellt. Alles zwar nur Kleinigkeiten, die jedoch zu einem positiven Gesamteindruck beitragen.


Das Fazit

Wir haben eine sehr erholsame, abwechslungsreiche und interessante Reise auf einem moderenen, ausgesprochen schönen, wenn auch etwas überfülltem Schiff verbracht. Gerade angesichts des fast unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses ist die „MSC Musica“ empfehlenswert, wenn man nicht ein ausgesprochener Feinschmecker ist. Die vier Sterne plus, die sich MSC selbst verliehen hat, verdient sie allerdings angesichts der vorhandenen Schwächen nicht; wie die „Costa Fortuna“ liegt sie nach unserer Einschätzung im guten drei-Sterne-plus-Bereich.

© Stefan Schöner 2006

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Stefan Schöner